Kirchenkreis Steinfurt Coesfeld Borken Pressemitteilung

Diakonie vor Konsolidierungskurs

Diakonisches Werk steht vor einer Phase der Konsolidierung – Beratungsangebote integraler Bestandteil Evangelischer Kirche.

Diakonie-Vorstand Heinz van Goer.

Öffentlichkeitsreferent Daniel Cord (li.) neben Diakonie-Vorstand Heinz van Goer.

Das Diakonische Werk des Evangelischen Kirchenkreises Steinfurt-Coesfeld-Borken (www.dw-st.de) steht vor einem Konsolidierungsprozess. Das teilte am heutigen Donnerstag, 3. März, Diakonie-Vorstand Heinz van Goer in Borken mit. Eine sich ändernde Wohlfahrtslandschaft sowie ungünstige strategische Weichenstellungen in der Vergangenheit machten nach den Worten van Goers eine Neuordnung einiger diakonischer Arbeitsfelder in den Kreisen Borken und Steinfurt notwendig.

„In den zurückliegenden Jahren konnten wir unsere Beratungsangebote zunehmend weniger kostendeckend durchführen“, erklärt Heinz van Goer. Das trotz eines hohen Zuschusses aus Kirchensteuermitteln des Kirchenkreises entstandene Defizit habe zuletzt durch Entnahme aus Rücklagen aufgefangen werden können. „Dennoch ist es jetzt an der Zeit, einzelne Arbeits- und Beratungsfelder neu auszurichten. Nicht zuletzt in Verantwortung für unsere über 140 Mitarbeitenden müssen wir zu einem auskömmlichen Wirtschaften zurückkehren“, so der geschäftsführende Vorstand des evangelischen Werkes weiter.

Der jetzt eingeleitete Konsolidierungsprozess wird durch den Evangelischen Kirchenkreis Steinfurt-Coesfeld-Borken unterstützt. Die Kreissynode hatte im November 2015 zusätzliche finanzielle Mittel in Höhe von 300.000 Euro für die kommenden drei Jahre bewilligt. „Das gibt uns den notwendigen Handlungsspielraum, die vor uns liegenden Herausforderungen mit Mut, Sachverstand sowie im Interesse unserer Mitarbeitenden und Klienten anzugehen“, meint van Goer.

Die jetzt beschlossenen Konsolidierungsmaßnahmen in Höhe von 130.000 bis 150.000 Euro (Sanierungsziel bis Ende 2017: 270.000 Euro) sehen vor, dass sich das evangelische Werk im südlichen Kreis Borken aus dem ambulanten Hospizdienst zurückzieht. Zum Jahresende trennt sich das Werk außerdem von seiner Geschäftsstelle an der Nordstraße in Borken. Die Arbeit in der Region soll in neuen, kleineren Räumlichkeiten fortgesetzt werden. An der gemeindenahen Beratung sowie am Tafelangebot und der Kleiderstube hält die Diakonie jedoch auch weiterhin fest. In Steinfurt und Gronau gibt das Werk das Arbeitsfeld der ambulanten Erziehungshilfen ab. Van Goer erwartet, dass bis zu 15 Arbeitsverhältnisse in den kommenden drei Jahren von den Konsolidierungsmaßnahmen betroffen sein werden. „Dieser Schritt fällt uns daher nicht leicht“, meint der Diakonie-Vorstand. Auch nehme van Goer die Rückmeldungen der zahlreichen, engagierten Ehrenamtlichen innerhalb der betroffenen Arbeitsfelder sehr ernst. 

Die Gründe für das zuletzt entstandene Defizit sieht Superintendent Joachim Anicker, Vorsitzender des Verwaltungsrates des Diakonischen Werkes, in einer sich rasch wandelnden Wohlfahrtslandschaft, teilweise zu knappen Förderungen von Beratungsdiensten seitens der Auftraggeber sowie einigen ungünstigen strategischen Weichenstellungen, die weit in die Vergangenheit zurückreichen. Das Diakonische Werk habe in den zurückliegenden zwei Jahren die sogenannte kameralistische durch die doppelte Buchführung ersetzt. „Diese Umstellung hat Kraft gekostet“, weiß auch van Goer. Außerdem konzentrierten sich die Dienstleistungen des Werkes auf personalintensive Beratungsangebote.

Die Leistungen der Diakonie in den Kreisen Borken, Coesfeld und Steinfurt reichen von der Allgemeinen Sozialberatung über die Schuldner-, die Insolvenz sowie Schwangeren- und Schwangerschaftskonfliktberatung bis zur Kindertagespflege, Offenen Ganztagsschulen oder der Suchthilfe. In den vergangenen Jahren setzte das evangelische Werk außerdem Akzente in der Ehrenamtsarbeit, darunter die Angebote „wellcome“ (Gronau, Steinfurt) oder die sogenannten Familienpaten. „Indem unsere Diakonie Ratsuchende in Lebenskrisen so berät und begleitet, dass sie selbstbestimmt und in Würde ihr Leben gestalten können, ist sie gewissermaßen der helfende Arm der Kirche. Das sehen wir als unseren Grundauftrag an, der auch nicht in Frage steht“, meint Theologe Anicker. Aktuell bestehe die Aufgabe aber darin, den Umfang der Arbeitsbereiche den finanziellen Möglichkeiten anzupassen.

Das Diakonische Werk beschäftigt gegenwärtig an sechs Standorten über 140 Mitarbeitende. Für die soziale Arbeit hat das Diakonische Werk jährlich rund 5.100.000 Euro zur Verfügung. Die finanziellen Mittel der Diakonie speisen sich aus Kirchensteuerzuweisungen des Evangelischen Kirchenkreises in Höhe von 596.000 Euro (2016), aus Eigenmitteln und Fördersummen öffentlicher Auftraggeber sowie aus Spenden.

www.dw-st.de