Kirchenkreis Steinfurt Coesfeld Borken

Den Tod um Rat fragen

In Steinfurt-Borghorst diskutieren Mediziner, Mathematiker und Dokumentarfilmer über Nahtoderfahrungen. Mit den Studientag eröffnet der Evangelische Kirchenkreis in 2014 die Veranstaltungsreihe „Unendliches Bewusstsein?“. Im März lädt ein dreitägiges Symposium zu dem Thema ein.

Der Wissenschaftsredakteur Joachim Faulstich (Foto: Katrin Kuhn).

Der emeritierte Bochumer Mathematikprofessor Dr. Günter Ewald (Foto: Katrin Kuhn).

Der Altenberger Psychiater Dr. Andreas Reimers (Foto: Katrin Kuhn).

Erfahrungen von Menschen, die bereits einmal an der Grenze zwischen Leben und Tod standen, ähneln sich auffällig: Strahlendes Licht am Ende eines Tunnels. Begegnungen mit längst verstorbenen Angehörigen. Das Gefühl, den eigenen Körper zu verlassen. Mittlerweile nähern sich diverse wissenschaftliche Disziplinen dem Randthema unseres Lebens.

Mit einem Studientag, zu dem sich mehr als 100 Besucher einfanden, lud jetzt der Evangelische Kirchenkreis Steinfurt-Coesfeld-Borken ein. In der Borghorster Auferstehungskirche referierten der Wissenschaftsredakteur Joachim Faulstich, der Altenberger Psychiater Dr. Andreas Reimers und der emeritierte Bochumer Mathematikprofessor Dr. Günter Ewald zu dem spannenden Thema, das immerhin, so Faulstich, „alle Menschen früher oder später mal betrifft“. Er zeigte zum Auftakt seinen Dokumentarfilm „Jenseitsreisen“, in dem Mediziner und betroffene Patienten zu dem Thema interviewt werden, und fügte daran einige Überlegungen zum persönlichen Umgang mit Tod und Sterben. Die Existenz eines Jenseits kann durch Nahtoderlebnisse nicht endgültig bewiesen werden. Aber die Erfahrungen führen zu einer bewussteren Haltung zum Tod, und schon das ist ein Grund, dem Phänomen aufgeschlossen zu begegnen. So schloss Faulstich seinen Vortrag mit einem treffenden Zitat: „Der Tod ist unser ewiger Begleiter. Er ist immer zu unserer Linken, eine Armeslänge entfernt. Wende dich zu deiner Linken und frage deinen Tod um Rat. Ungeheuer viel Belangloses fällt von Dir ab, wenn dein Tod dir ein Zeichen gibt.“ (C. Castaneda)

Der  Facharzt für Neurologie und Psychiatrie Dr. Andreas Reimers aus Altenberge, der sich seit vielen Jahren mit ethnomedizinischen Fragestellungen und Schamanismus befasst, referierte über das Zusammenfließen von Bewusstsein, mystischen Erfahrungen, Spiritualität und Heilung in unterschiedlichen Kulturen. Nach der Mittagspause schloss sich der ebenso anschauliche wie unterhaltsame Vortrag von Prof. Dr. em. Günter Ewald über das schwierige Feld der Quantenphysik und die naturwissenschaftliche Erfassung von Bewusstsein an. Auch der habilitierte Mathematiker beschäftigt sich seit vielen Jahren mit dem Phänomen der Nahtoderfahrung und gehört zu den Begründern des Netzwerkes „Nahtoderfahrung e.V.“ Eindrucksvolle Erfahrungsberichte und Anregungen aus dem Publikum bereicherten die Diskussion, der sich alle drei Fachreferenten in der letzten Stunde gemeinsam stellten.

Der Studientag bildete den Auftakt zum diesjährigen Symposium „Unendliches Bewusstsein?“ des Evangelischen Kirchenkreises Steinfurt-Coesfeld-Borken und seiner Partner, das im März in Burgsteinfurt fortgesetzt wird. Gemeinsam mit mehreren Bildungseinrichtungen widmet sich der Evangelische Kirchenkreis den Themen Bewusstsein, Wahrnehmung, Selbsterfahrung und Spiritualität. Es ist bereits das dritte Symposium, zu dem wieder interessante Filme, Vorträge und Mitmach-Angebote versprochen werden.

Großes Lob für ihre Arbeit erntete Pfarrerin Dagmar Spelsberg, Beauftragte für Spiritualität und geistliches Leben im Kirchenkreis, die das Symposium federführend organisiert und nun schon zum dritten Mal in dieser Form mit viel Engagement den interdisziplinären und interreligiösen Dialog im Kirchenkreis anregt. Im Februar setzt eine Filmreihe im Steinfurter Kino die Reihe fort.

Das Veranstaltungsheft mit der Programmübersicht über Filmreihe und Symposium finden Sie hier >>>