Kirchenkreis Steinfurt Coesfeld Borken

Ausstellung zu Kirchenasyl wurde jetzt in Ahaus gezeigt

„Zuflucht geben – Gemeinsam hoffen“

v.l. Pfarrer Olaf Goos, Omar, Benedikt Kern, Ahmed und Iman. Foto: E. Meisel-Kemper

Die Wanderausstellung zum Thema Kirchenasyl „Zuflucht geben – Gemeinsam hoffen“ des Ökumenischen Netzwerkes Asyl in der Kirche in NRW e.V.  wurde 14 Tage lang in der evangelischen Christuskirche in Ahaus gezeigt. Mit einem Gottesdienst unter Mitwirkung von Benedikt Kern vom Ökumenischen Netzwerk wurde die Ausstellung eröffnet. Wenige Tage später stellte Olaf Goos, Pfarrer der Christus-Gemeinde, drei von insgesamt 15 Personen vor, die in der Vergangenheit in das Kirchenasyl der evangelischen Christus-Kirchengemeinde in Ahaus aufgenommen wurden.

Iman war die erste Person, die in Ahaus ins Kirchenasyl aufgenommen wurde. Das war 2019. Er floh aus dem Iran über Rumänien nach Deutschland, weil er vom Islam zum evangelischen Christentum konvertieren wollte. Im Iran hätte der Religionswechsel schwere Strafen bis zur Hinrichtung nach sich gezogen. Untergebracht in Heek, sollte er zwei Mal abgeschoben werden. Beide Male kollabierte er vor Angst, weshalb er einige Tage im Krankenhaus verbrachte. Im Kirchenasyl lernte er fleißig Deutsch und wurde von der Gemeinde mit Bett, Brot und Beziehung, so wie es in der Ausstellung auch dokumentiert wurde, betreut. Iman ist seit März 2023 nicht mehr von Abschiebung bedroht. Er machte eine Ausbildung zum Produktionsmechaniker Textil, arbeitet in Heek und engagiert sich in der Gemeinde als Presbyter. 

Ahmed kam aus Syrien auf seiner zweiten Flucht in Rumänien 2020 an. Als er seinen Fingerabdruck nicht geben wollte, wurde er mit Stromkabeln geschlagen und bedroht. 2015 floh er bereits einmal nach Deutschland, während seine Frau mit der kranken Tochter in die Türkei flüchten konnte. Dort starb die Tochter, weil sie ärztlich nicht versorgt wurde. Ahmed ging damals in die Türkei zu seiner Familie zurück. Seine Frau und zwei Söhne sitzen bis heute ohne Papiere im Libanon fest. Vor der Abschiebung konnte er für drei Monate im November 2020 ins Ahauser Kirchenasyl gehen, weil er nach Rumänien abgeschoben werden sollte. Mitten ins Corona-Risikogebiet.  „Die Politiker, die so etwas beschließen, kennen keine Menschen wie Ahmed. Da bekomme ich manchmal die kalte Wut“, ergänzte Goos.

Auch Omar konnte durch Kirchenasyl vor der Abschiebung nach Tschetschenien, seinem Herkunftsland, bewahrt werden. Zusammen mit seiner Familie floh er vor der Rekrutierung als Soldat für den Ukraine-Krieg. Omar war von Mai bis September 2024 zusammen mit seinem jüngeren Bruder im Kirchenasyl in Ahaus. Genau wie Ahmed verdient er heute sein eigenes Geld in einer Firma in Stadtlohn. 

Benedikt Kern dokumentierte unmenschliche, völkerrechtswidrige Verhältnisse in den Abschiebeinrichtungen in Bulgarien. Es gab dort keine Beschulung für Kinder, keine Angebote für Sprachkurse und überhaupt keine medizinische Versorgung. „Mangelernährung, Bettwanzen, Krätze, kaum funktionsfähige Duschen oder Sanitäreinrichtungen, kein sauberes Trinkwasser und keine Geldleistung erwarten die Flüchtlinge außerdem in Bulgarien“, fasste Kern seine Erkenntnisse zusammen und ergänzte: „Das ist von der EU so gewollt. Ich fürchte, Europa schottet sich noch weiter ab. In 2024 gab es fast 3000 Kirchenasyle bei uns, weit mehr als bisher.“  

Text: E. Meisel-Kemper