Kirchenkreis Steinfurt Coesfeld Borken

Anders heizen, anders essen, anders bewegen

Mit einem Vortrag von Helmut Koch von der Evangelischen Kirche Kurhessen-Waldeck endet im Kirchenkreis Steinfurt-Coesfeld-Borken die dreiteilige Vortragsreihe „streitbar. Reformation und Politik“.

Foto: Elvira Meisel-Kemper

In zahlreichen Lebensbereichen, sei es bei der Ernährung, beim täglichen Konsum oder der Nutzung von Tier und Umwelt, lebt die Menschheit über ihre Verhältnisse. So zeigt sich das weltweite Bild. Im westlichen Münsterland ist es nicht anders. So lautet das Fazit, das Helmut Koch rund 30 Zuhörenden im Evangelischen Gemeindehaus in Steinfurt drastisch wie plastisch vor Augen führte. Mit seinem eindringlichen Resumee schloss der Fachreferent für den so genannten kirchlichen Dienst auf dem Lande der Evangelischen Kirche Kurhessen-Waldeck mit seinem Vortrag „Teller oder Tank?“ die dreiteilige Vortragsreihe "streitbar. Reformation und Politik" des Evangelischen Kirchenkreises Steinfurt-Coesfeld-Borken ab. Im Vorfeld hatten Referenten bereits die Themen "Staat und Kirche" sowie die gegenwärtige Flüchtlingsfrage diskutiert.

Eine Besonderheit des letzten Vortrags in Steinfurt: Landwirtschaftskenner Koch hielt in der Kreisstadt seinen letzten Dienstvortrag, ehe er in den Ruhestand wechselt. Kurzfristig hatte Koch den vorgesehenen Referenten Dr. Clemens Dirscherl ersetzt. Dabei merkte das interessierte Publikum schnell, dass der Agraringenieur kein Ersatz, sondern vielmehr ein Kenner seiner Materie ist. So war von Ruhestandsphilosophie in Kochs Vortrag nichts zu spüren, denn jahrelange Erfahrung mit dieser Thematik führten zu einem engagierten Impuls, der Konsequenzen unserer Verschwendung genauso vor Augen führte wie mögliche Gegenmaßnahmen. 

„Lebensmittelverschwendung ist ein Skandal und ist endlich ein Thema. Dabei ist Energie ebenso eine Ressource zum Leben, ein Lebensmittel“, so Koch, der mit der Landwirtschaft auf dem elterlichen Hof aufwuchs. Damit markierte er zwei Richtungen mit all ihren Berührungspunkten. Die Nutzung der zur Verfügung stehenden Ackerfläche im Land habe immer dazu gedient, gesunde Nahrungsmittel zu produzieren. Das habe sich zwischenzeitlich geändert.

„Erneuerbare Ressourcen werden neu beachtet“, so Koch, denn die nachwachsenden Rohstoffe sicherten den steigenden Energiebedarf für Kraftfahrzeuge. Dennoch wurden im Jahr 2013 immer noch 87,7 Prozent fossile Energieträger genutzt und nur 12,3 Prozent erneuerbare Energien aus Wind, Sonne oder Biomasse. Letztere entstünde auch im Münsterland, hier vor allem aus Mais und trage über Biogasanlagen zur Energieversorgung bei. 2004 habe es gerade mal 2.050 Anlagen gegeben, 2014 waren es bereits 8.000 Anlagen in Deutschland. Der Maisanbau, der besonders stark in den Kreisen Borken und Coesfeld vertreten sei, diene heute zu 32 Prozent der Gewinnung von Biogas und zu 68 Prozent der Tierfütterung. „Es ist wichtig Energieträger zu haben, die da sind, wenn es keine Sonne oder keinen Wind gibt“, mahnte Koch. Der Anbau solcher Energiepflanzen dürfe allerdings nicht in Konkurrenz zum Anbau von Nahrungsmitteln stehen. Dabei betonte Koch auch die globale Dimension von "Teller oder Tank". So pachteten westliche Länder immer öfter riesige Ackerflächen in so genannten Entwicklungsländern. Die dortigen Landwirte dagegen verlören oftmals ihre Existenzgrundlage angesichts riesiger, monostrukturierter Anbauflächen. 

„Was wir exportieren, bekämpft nicht den Hunger in der Welt. Der Hunger wird nur bekämpft durch den Anbau vor Ort“, so Kochs Prämisse. Vor dem Hintergrund des immensen Ressourceneinsatzes, gerade von Futternmitteln und Wasser, für die Fleischproduktion, empfahl Koch als Gegenmittel die konsequente Reduktion des Fleischverzehrs. Einsparung von Energien ein anderes. Nur die Änderung des persönlichen Lebensstils könne den Kollaps verhindern. „Anders heizen, anders essen, anders bewegen“, lautetet die knappe Empfehlungsformel von Koch. „Die Kirchen sollten dabei Vorbild sein. Nächstendiebe sollten wir nicht sein“, schloss Koch.

Text: Elvira Meisel-Kemper