Pressemitteilung Kirchenkreis Steinfurt Coesfeld Borken

Abschied und Aufbruch: Ahaus stellt sich für die Zukunft neu auf

Presbyterium beschließt Aufgabe der Magdalenenkirche in Heek und der Gnadenkirche in Legden

v.l. Gnadenkirche Legden, Magdalenenkirche Heek. Fotos: privat

Die Evangelische Kirchengemeinde Ahaus steht vor einem tiefgreifenden Einschnitt. Das Presbyterium hat einstimmig beschlossen, zwei der vier Kirchenstandorte aufzugeben: die Magdalenenkirche in Heek und die Gnadenkirche in Legden. Beide Gebäude sollen im kommenden Sommer entwidmet werden.

Herausforderungen bei Personal, Finanzen und Gebäudezustand

Die Gemeinde umfasst vier Predigtstätten: die Christuskirche in Ahaus, die Johanneskirche in Schöppingen sowie die künftig aufzugebenden Kirchen in Heek und Legden. Für diese rund 300 Quadratkilometer umfassende Fläche steht jedoch nur eine Pfarrstelle zur Verfügung. Pfarrer Olaf Goos versieht diesen Dienst – und wird im Dezember 2027 in den Ruhestand gehen. Die zweite Pfarrstelle, die zuletzt durch Frank Mönnig versehen wurde, wurde von der Landeskirche nicht wieder zur Besetzung freigegeben. Ergänzend werden soll die Pfarrstelle um eine 0,75-Stelle für eine Diakonin oder einen Gemeindepädagogen.

Schon jetzt ist es nicht mehr möglich, an allen vier Orten regelmäßig Gottesdienste anzubieten. In Heek und Legden findet derzeit einmal im Monat ein Gottesdienst statt sowie zu besonderen Anlässen. „Das Gemeindeleben findet überwiegend in Ahaus statt“, betont Olaf Goos.

Finanziell steht die Gemeinde unter Druck: Rund 100 Mitglieder pro Jahr verliert sie, die Kirchensteuereinnahmen sinken. Kirchmeister Erhard Lemmink macht deutlich, dass der Haushalt schon im kommenden Jahr nicht mehr ausgeglichen sein wird. „Wir leben von der Substanz“, sagt er.

Hinzu kommen notwendige Investitionen in Heek und Legden. Beide Kirchen wurden nach dem Zweiten Weltkrieg gebaut. Sanierungen in Höhe von 50.000 bis 60.000 Euro wären nötig – Mittel, die die Gemeinde nicht hat.

Standorte mit Zukunft: Ahaus und Schöppingen

Die Gemeinde hat in den vergangenen Jahren in die Standorte Ahaus und Schöppingen investiert und Instandsetzungsmaßnehmen vorgenommen. In Schöppingen wurde 2020 zudem das Gemeindehaus aufgegeben und an seiner Stelle ein neuer Kindergarten im Trägerverbund der Kindertageseinrichtungen des Kirchenkreises errichtet.

Was wird aus den Gebäuden?


Die Grundstücke in Heek und Legden dürfen nicht verkauft werden, sondern können ausschließlich im Erbbaurecht vergeben werden. Wünschenswert wäre ein Interessent, der die Kirchen erhält und vielleicht weiterhin kirchlich oder diakonisch nutzt, erklärt Olaf Goos. Welche Perspektiven sich ergeben, wird sich in den kommenden Monaten zeigen.

Für die dort noch aktiven Gruppen – in Heek die Frauenhilfe, in Legden eine Taizé-Gruppe – werden derzeit Lösungen gesucht. Auch die katholischen Gemeinden vor Ort haben Bereitschaft signalisiert, Räume zur Verfügung zu stellen.

Ein schmerzlicher Prozess


„Es tut weh, Kirchen aufzugeben“, sagt Kirchmeister Lemmink. Und auch Pfarrer Goos spricht von einer „schmerzlichen Nachricht“, die man den Gemeindegliedern überbringen muss. Die Emotionen seien groß. Umso bemerkenswerter sei die Einstimmigkeit im Presbyterium, in dem Vertreterinnen und Vertreter aller vier Orte mitwirken.

Zugleich geht es um die Zukunft: Wenn Olaf Goos 2027 in den Ruhestand tritt, möchte die Gemeinde die Pfarrstelle wieder attraktiv besetzen können. Vier Predigtstätten seien dafür nicht förderlich. „Das ist schlicht nicht mehr verantwortbar“, so Goos.

Veränderungen im Team

Pfarrerin Lisa Maria Bürger, die seit April 2024 ihren Probedienst in Ahaus versieht, wird diesen ab dem 1. Januar 2026 in der Kirchengemeinde Gronau fortzusetzen. In Gronau wird demnächst eine Pfarrstelle neu besetzt, wodurch sich ihr eine berufliche Perspektive in der Region eröffnet.