Kirchenkreis Steinfurt Coesfeld Borken

1.000 Masken für Calais

Steinfurter nähen für Geflüchtete in Nordfrankreich

v.l. Cornelia Weseloh, Stefanie Herrmann und Jasmin Kania. Foto: G. Meyer-Wirsching

Mit 400 Masken für ein Altenhilfezentrum fing es an: Im März trommelte Cornelia Weseloh, Gemeindepädagogin der Evangelischen Kirchengemeinde Burgsteinfurt, vierzig Mitglieder aus der Evangelischen Frauenhilfe und der KfD zusammen, die in kurzer Zeit den benötigten Mund-Nase-Schutz für die Einrichtung nähten. Doch nach der 400. Maske war nicht Schluss: „Der Wunsch war groß, in dieser Zeit etwas Sinnvolles zu tun, und so nähten die Frauen eifrig weiter, um auch die Frauenhilfsmitglieder mit Masken auszustatten“, so Weseloh.
Stephanie Schwenke, die sich ehrenamtlich in der Flüchtlingshilfe Steinfurt engagiert, vermittelte geflüchtete Familien, die sich ebenfalls einbringen wollten und in den kommenden Wochen die Nähmaschinen rattern ließen. Die Stoffe, Nadeln und Bänder brachte Cornelia Weseloh mit ihrer Kollegin Jasmin Kania zu den Familien nach Hause.

Ende April kam ein Notruf von Schwenke, die mittlerweile als Freiwillige für die Organisation Care4Calais in der französischen Hafenstadt im Einsatz war. Hunderte Geflüchtete harren in Calais in illegalen Zeltstätten aus, in der Hoffnung auf eine Überfahrt nach England. Niemand kümmert sich um den Schutz der Menschen vor Corona, daher bat Schwenke um 1.000 Masken aus Steinfurt. „Mein erster Gedanke war ‚das schaffen wir nicht‘“ beschreibt Weseloh ihre Empfindungen, denn viele Näherinnen fertigten inzwischen Masken für die eigene Familie, Freunde und Nachbarn. Doch mehrere glückliche Zufälle machten das Unmögliche möglich:
Stefanie Herrmann, Ehrenamtskoordinatorin für die Flüchtlingsarbeit bei der Caritas Steinfurt vermittelte weitere 8 geflüchtete Familien aus Borghorst und Burgsteinfurt, die in die Maskenproduktion einstiegen. „Die Familien waren sofort mit Eifer dabei, sie wollten unbedingt etwas zurückgeben und anderen Menschen helfen“, so Herrmann. Auch Mitglieder der katholischen Frauengemeinschaft konnte Herrmann für die Aktion gewinnen.
Die Blusenfirma Stenau aus Gronau-Epe, die ihre Produktionsstätte in Nordmazedonien auf die Herstellung von Mund-Nasenmasken umgestellt hatte, spendete 500 selbstgenähte Masken für Calais.
Und zu guter Letzt erhielt Weseloh für die Aktion eine Spende der Steinfurter Pfarrgemeinde über 750 Euro, die Kreisdechant Dr. Jochen Reidegeld überbrachte. „Mit diesem Geld konnten wir auch Einmal-Masken mit austauschbaren Vliesen kaufen und die Portokosten für die Pakete nach Calais finanzieren“, freut sich Weseloh. Weitere 500 Euro Spenden kamen durch die Abgabe von Masken der Frauenhilfe hinzu, die in Materialien für Masken und Lebensmittel für die Geflüchteten in Calais investiert wurden.

Sobald es wieder möglich ist, wollen Weseloh und Herrmann alle Helferinnen und Helfer zu einem Dankeschön-Nachmittag einladen. „Der Kontakt zu den geflüchteten Familien ist durch diese Aktion viel enger geworden“, so Herrmann. „Wir hoffen sehr, dass sich das positiv auf die Integration und das gegenseitige Verständnis auswirkt“.