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Eine blühende Rosette für die Sauer-Orgel

Nach rund zehn Jahren ohne funktionstüchtige Orgel steht die Evangelische Stadtkirche in Gronau vor einer musikalischen Wiederbelebung

Tamás Szöcs in der Paderborner Restaurierungswekstatt

Dank einer mehrjährigen Spendenkampagne, öffentlichen Zuschüssen und dem beispiellosen Einsatz von Kreiskantor Dr. Tamás Szőcs startete Anfang dieses Jahres der Abbau einer historischen Sauer-Orgel in Dortmund-Dorstfeld. Die „wertvollste historische Sauer-Orgel, die es noch in dieser Größenordnung in Westdeutschland gibt“, befindet sich derzeit in der Orgelwerkstatt Scheffler im brandenburgischen Sieversdorf bei Frankfurt/Oder und wird dort restauriert. 2018 kann sie dann in der Gronauer Stadtkirche eingebaut werden.

Die Sauer-Orgel wird nicht nur ein Ohrenschmaus, sondern auch eine Augenweide sein. In der mit Jugendstilelementen gestalteten Orgelfront (Orgelprospekt) zieht eine große Rosette die Aufmerksamkeit auf sich, umgeben von 36 glänzenden Pfeifen. In Orgelfronten sind gewöhnlich nur Pfeifen sichtbar, bei Instrumenten der Barockzeit kommen öfter auch holzgeschnitzte Engel hinzu, die Gestaltung mit einer Rosette ist dagegen sehr selten.
Die Sauer-Orgel wurde schon bei der Erbauung im Jahr 1904 mit einer Rosette geschmückt, diese ist vermutlich im Zweiten Weltkrieg durch Druckwellen beschädigt worden. Nach dem Krieg wurde das „Orgelfenster“ zunächst mit Holzbrettern verschlagen, im Mai 1950 hat der Dortmunder Künstler und Glasmaler Johann August Stork eine neue Rosette eingesetzt. Stork war auch Gründer des Dortmunder Kunstvereines, seine Glasarbeiten schmücken auch die Fenster der Nicolaikirche in Dortmund. Das Fensterbild der Sauer-Orgel hat er kunstvoll und aufwändig aus mundgeblasenem Glas gestaltet. Das Hauptbild der Rosette stellt drei Engel dar, die mittlere Gestalt im leuchtend roten Gewand gibt mit erhobener Hand den Ton an, während sie von beiden Seiten von Trompete und Laute spielenden Engeln umgeben wird. Um das Hauptbild formieren sich acht Blütenblätter in der gleichen Farbgebung und bilden gemeinsam die Rosette.

Nach 67 Jahren sind die Spuren der Zeit auf der Rosette deutlich sichtbar, im Zuge der Orgelumsetzung nach Gronau wird sie nun in der Fachwerkstatt Peters in Paderborn gereinigt und restauriert, zersplitterte und zerbrochene Glasteile werden ersetzt, das Bleinetz wird an einigen Stelle nachgelötet und verstärkt. Entsprechend dem künstlerischen und kulturhistorischen Wert der Rosette und den denkmalrechtlichen Auflagen werden alle Restaurierungsarbeiten umfangreich dokumentiert. Mit dieser Orgelrosette bekommt das Altarfenster im Ostchor der Evangelischen Stadtkirche Gronau (1948 von Paul von der Forst gestaltet) ein würdiges und auch zeitliches und stilistisch passendes Gegenüber.

www.orgelbauverein-gronau.de