Es ist eine Frucht der Reformation, von der alle Konfessionen zehren: das Kirchenlied. Dass der Gemeindegesang bis dahin im Gottesdienst nicht vorgesehen war, ist heute weder in der evangelischen noch in der katholischen Kirche vorstellbar. Damit hätte auch die Geschichte der Kirchenmusik ohne die Reformation – und vor allem ohne Martin Luther - einen anderen Verlauf genommen.
Heute reicht das Wirken der Kirchenmusik weit über den liturgischen Bereich hinaus, sie ist eine Brücke zwischen den Konfessionen, aber auch zwischen Kirche und Gesellschaft. Grund genug für die Veranstalter, die Konzertreihe „Choral und Fantasie im Lutherjahr 2017“ auf breite Füße zu stellen: Die VHS /“aktuelles forum“ Ahaus, das Katholische Bildungswerk im Kreis Borken, die Landesmusikakademie NRW und der Evangelische Kirchenkreis Steinfurt-Coesfeld-Borken führen gemeinsam die hochkarätige Veranstaltungsreihe in der Region durch, finanziell gefördert aus Mitteln der Regionalen Kulturpolitik, Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen und der Sparkasse Westmünsterland.
Kreiskantor Dr. Tamas Szöcz vom Evangelischen Kirchenkreis freut sich besonders darüber, „mit welcher Selbstverständlichkeit sich auch die katholischen und weltlichen Träger der Idee zur musikalischen „Luther-Hommage“ anschließen konnten“.
So werden in verschiedenen Kirchen des Westmünsterlandes das ganze Jahr über Choräle, Bläsermusik, Orgelimprovisationen, ein Singspiel, Kinder- und Mitmach-Konzerte erklingen. Der Eintritt zu den Konzerten, die damit einen breiten Zuhörerkreis ansprechen, ist jeweils frei.
Das Wortpaar „Choral und Fantasie“ im Titel der Reihe vereine den traditionellen Lutherchoral mit der Kunst unterschiedlichster Stilrichtungen, die in den nachfolgenden Generationen daraus erwachsen sind, erläuterte Szöcs, „ – eben das, was unsere Freiheit und Fantasie daraus gemacht haben.“
Dazu gehört ausdrücklich nicht die Musik allein. Auch das Wort hat schon bei Luther einen wichtigen Stellenwert im Choral. „Für die damalige Gemeinde, die der Bibellektüre zum Teil nicht mächtig war, diente er auch als Verkündigungsinstrument“, so VHS-Direktor und Mit-Organisator Dr. Nikolaus Schneider. Bis in die Wortwahl und den Sprechrhythmus hinein hat Luther zum Beispiel an den Übersetzungen lateinischer Hymnen gefeilt, mit denen er neue theologische Inhalte transportierte. So wurden sie – auch - zur Inspirationsquelle für die Poesie in den darauffolgenden Jahrhunderten. Der theologisch-germanistische Dialogvortrag „Das Kirchenlied als Medium der Reformation“ greift dieses Thema innerhalb der Veranstaltungsreihe ebenso auf wie die Lesung „Der Choral in der Lyrik unserer Zeit“ mit dem renommierten Dichter und Theologen Christian Lehnert.
Den Auftakt zur Reihe macht am kommenden Sonntag, 12. Februar, das Gronauer Vokalensemble unter der Leitung von Dr. Tamás Szöcs mit romantischen und modernen Choralfantasien, an der Orgel begleitet von Organist Hans Stege. Das Konzert findet um 17 Uhr in der Kirche St. Agatha, Kirchplatz1, in Gronau-Epe statt.
Das Programm aller elf Konzerte und Veranstaltungen, die noch bis Anfang 2018 in den Gemeinden Ahaus, Wüllen, Alstätte, Nienborg, Vreden, Epe und Burgsteinfurt stattfinden, gibt es im PDF-Format:
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