Klagelied über verlorene Räume
Wo soll ich Dich loben, Gott?
Wo ist meine Gemeinschaft –
wo meine Kirche?
Wo soll ich Dich loben,
wenn sich die Türen verschliessen,
wenn die Stimmen in diesen Räumen verstummen?
Die gemeinsamen Gottesdienste fehlen mir.
Es fehlt mir, zu wissen,
auch wenn ich nur vorbeigehe:
Dort wirst du angebetet.
In diesem Raum.
In diesen Klängen.
Die Erinnerungen haben keinen sichtbaren Platz mehr.
Meine Seele dürstet –
nach Gemeinschaft,
nach Lachen, nach Gebet,
nach langweiligen Predigten,
nach Leben in diesen Kirchräumen.
Dieses Leben geht verloren.
Vertröstet werde ich aufs stille Kämmerlein.
wo dich doch jeder anbeten könne.
Meine Seele schreit nach Dir –
in Gemeinschaft.
Seit Jahren
kommen immer weniger Menschen
Dich zu loben im Haus Gottes.
Die Lieder fallen in mein Herz –
mit immer weniger Stimmen.
Die Predigten berühren mich –
immer seltener.
Wo ist Dein Platz, Gott – bei uns?
Wenn ich allein bete,
vergesse ich Dich manchmal.
Im Alltag.
Im Lärm.
Im Einerlei.
Du willst Gemeinschaft.
Du willst Leben.
Und meine Seele trauert –
um Begegnungen,
um Räume,
um das gemeinsame Klagen und Feiern,
Lachen und Weinen.
Wegrationalisiert. Zu teuer.
Die Kirche war auch mein Platz.
Und ich weiß es doch: Auch deiner.
Unser Raum.
Ich weiß:
Du schaffst Familie neu.
In der Krippe.
Mit Hirten und Weisen.
Bei deinen Predigen. Bei deinem Heilen.
Beim Essen und beim Teilen.
Am Kreuz, als Du sagtest:
Frau, sieh, dies ist Dein Kind.
und zu Johannes: Sieh, dies ist Deine Mutter.“
Du schaffst Familie immer neu.
Beziehungen. Ein Miteinander.
Du sagst:
„Ich bin bei Euch in der Klage.
Ich bin bei Euch in der Not.
Ich bin bei Euch alle Tage.“
Du bist da –
auch wenn ich Dich nicht spüre.
Und doch braucht es Zeit –
die Zeit für Wandel - und
diese Gebäude
zu Grabe zu tragen.
