Noch heute können sich evangelische Christen in der Kirche in Burlo, die bis vor zehn Jahren noch Markus-Kirche hieß und der evangelischen Gemeinde Oeding-Stadtlohn-Vreden gehörte, zum Gottesdienst versammeln. Die Adresse „An der Evangelischen Kirche 4“ zeugt noch von der Geschichte von der ehemaligen evangelischen Zuordnung. 2013 wurde die Kirche an die Gemeinde der Assyrischen Kirche des Ostens abgetreten, deren Mitglieder im Münsterland eine neue Heimat gefunden haben. Damals wurde sie umbenannt in Mar Odisho & Mar Qardagh. Grund genug, dass zum zehnjährigen Jubiläum der Übergabe gleich zwei Oberhäupter der Assyrischen Kirche des Ostens den Weg nach Burlo gefunden haben. Patriarch Mar Awa III. war aus dem kurdischen Teil des Irak angereist als Oberhaupt der gesamten Kirche. Bischof Mar Odisho Oharam, zuständig für Europa, kam aus Stockholm nach Burlo.
Ein bisschen wehte der Orient an diesem Ort, als die Frauen, deren Häupter mit weißen Spitzentüchern bedeckt waren, beide Oberhäupter mit orientalischen gutturalen Lauten begrüßten. Der Einzug in die Kirche war dementsprechend feierlich. Kreisdirektor Dr. Ansgar Hörster, Claudia Biela als stellvertretende Bürgermeisterin der Stadt Borken, Weihbischof Dieter Geerling als Vertreter des Bistums Münster sowie Susanne Falcke, Superintendentin des Evangelischen Kirchenkreises Steinfurt-Coesfeld-Borken, und Klaus Noack, Pfarrer der evangelischen Gemeinde Oeding-Stadtlohn-Vreden, wurden in der Kirche herzlich begrüßt von den beiden Oberhäuptern. Eine kurze Andacht leitete den Besuch ein.
Danach ging es in den benachbarten Gemeindesaal, der seit fünf Jahren das kirchliche Ensemble erweitert. Der Kirchenchor der assyrischen Gemeinde sang einige Lieder in der Muttersprache der Gemeinde. Die meisten Wortbeiträge erfolgten ebenfalls in der assyrischen Sprache.
„Das ist heute wie Pfingsten. Wir haben heute Gottes Geist gespürt“, äußerte Weihbischof Geerling. Er stehe für die Ökumene und für Frieden in einer friedlosen Welt. Falcke hatte Grußworte von Annette Kurschus, Präses der Evangelischen Landeskirche von Westfalen und EKD-Ratsvorsitzende, mitgebracht. Darin erinnerte die Präses an die Vertreibung der assyrischen Christen nach 1945 und durch den syrischen Krieg. „Möge die ökumenische Zusammenarbeit uns alle bereichern“, so Kurschus, die den Patriarchen nach Bielefeld einlud. Biela hob die Bereicherung durch die vielen Mitglieder der assyrischen Gemeinde hervor, die hier eine neue Heimat gefunden haben.
Auch Bischof Mar Odisho Oharam betonte die Wichtigkeit der Ökumene an diesem Ort: „Wir wollen hier integriert sein. Die Jugendlichen sollen hier in Freiheit aufwachsen. Wir haben keine Freiheit in den Ländern, aus denen wir kommen. Wir wollen Brücken bauen zwischen der Diaspora und unserer Heimat.“ Das wünschte auch Patriarch Mar Awa III., der in einer langen Rede die Geschichte der ältesten christlichen Kirche skizzierte.
Das gemeinsame Mahl der Gemeinde zusammen mit den kirchlichen Oberhäuptern war genauso wichtig wie der anschließende Austausch untereinander.
Text: E. Meisel-Kemper