Kirchenkreis Steinfurt Coesfeld Borken

Steinbildhauerei-Workshop an der Großen Kirche weckte kreatives Potenzial

Nicht nur künstlerische Aspekte zählten

Auf dem Foto sieht man drei Personen, die jeweils an einer Steinskulptur arbeiten.

Konzentriertes Arbeiten an Steinskulpturen bestimmte von Freitag bis Sonntag das Bild an der Großen Evangelischen Kirche. Foto: R. Nix

Ein umfangreiches Rahmenprogramm begleitete die Bilder- und Skulpturenausstellung „So schaffe ich Frieden“ in der Großen Evangelischen Kirche Burgsteinfurt. Langsam neigt sie sich dem Ende zu. Veranstalter sind der Evangelische Kirchenkreis Steinfurt-Coesfeld-Borken sowie die Evangelische Kirchengemeinde Burgsteinfurt. Einer der Höhepunkte war ein dreitägiger Steinbildhauerei-Workshop auf dem Außengelände unter Leitung von Robert Haas-Zens. Bis zu sieben Teilnehmerinnen und Teilnehmer schufen Skulpturen zu selbst gewählten Themen. Das Steinmaterial war ein Geschenk von Carl Ferdinand Fürst zu Bentheim und Steinfurt. Haas-Zens selbst arbeitet bereits seit längerer Zeit an einem größeren Steinblock, der thematisch eng an das Ausstellungsthema angelegt ist. Er gestaltet eine Skulptur, die „im Idealfall“ im Umfeld des Gotteshauses stehen bleibt.

„Obschon der Workshop im Kontext der Ausstellung stattfand, konnte jeder Teilnehmer ein freies Thema wählen“, erläuterte der aus dem Vogtland in Sachsen stammende Workshopleiter. Der Dozent ist Bildhauergeselle und studierter Fachplaner für Denkmalpflege sowie Fassadensanierung. Der 36-jährige Mann, gebürtig aus Bad Elster im sächsischen Vogtland, verfügt über einen reichen Schatz an Erfahrungen auf seinem Gebiet. „Teilweise kannten die Workshop-Teilnehmer bereits die Basics des Handwerks“, sagte er. Da wir es mit weichen Steinen zu tun haben, ist es gut, das Schlagwerkzeug Holzklüpfel zu nutzen, weil er einen gedämpfteren Schlag ermöglicht. Jeder Teilnehmer hatte eine Werkzeug-Grundausstattung zur Verfügung. „Die Bearbeitung des Materials erfolgt manuell, Maschinen wie die Flex setzten wir nicht ein.“ Steinmetz- und Steinbildhauereisen erinnern an einen Meißel, heißen aber nicht so. Der übliche Dreiklang beim Steinbildhauer-Werkzeug besteht aus Spitz-, Zahn- und Flacheisen. Der „Hammer“ heißt hier Fäustel, sofern er aus Metall besteht. Ist er aus Holz, sprechen die Fachleute von Schlegel oder Klüpfel.

Ein Stein gibt in gewissem Rahmen bereits vor, was aus ihm einmal werden soll. So war es zum Beispiel bei Teilnehmer Dietmar Ewering. „Mein Stein wusste wohl schon, dass er mal ein Frosch werden sollte“, sagte er. Von der Form her war es ziemlich eindeutig. Ewering motivierte nicht allein der künstlerische Aspekt zur Workshop-Teilnahme. „Ich wollte gern rauskommen aus dem Alltagsstress“, betonte er. „Nimmt man Klüpfel und Eisen zur Hand, schaltet man automatisch von vermeintlichen Alltagsproblemen ab.“ Ein Steinbildhauer muss voll auf sein Werk fokussiert sein. Im Augenblick des Schaffensprozesses ist alles andere nebensächlich. „Die Steinbildhauerei ist heute eines meiner liebsten Hobbys“, hebt Ewering hervor, der bereits an drei Workshops teilnahm und dabei viel lernte.

Haas-Zens erläuterte das Handwerk genau. Bei seiner Fachschulausbildung zum Steinmetz/Steinbildhauer in Südtirol arbeitete er mit alpinem Marmor, einem besonders hochwertigen Material. „Der eigentlich kreative Prozess ist das Modellieren“, so der Workshop-Leiter. Zunächst wird aus Ton ein Modell geformt, das der Bildhauer dann in Stein überträgt.“ Man kann das im Maßstab 1:1 machen, aber das Objekt auch vergrößern. „In der Ausbildung haben wir fast genauso oft modelliert wie in Stein gearbeitet.“ So lief es beim Workshop jedoch nicht. Die Meisten entschieden sich für die „freie Bildhauerei, „bei der im Vorfeld kein Modell gearbeitet wird.“ Gern wurde auch abstrakt gestaltet.

Bereits am zweiten Tag konstatierte Haas-Zens den Teilnehmern, bereits „gut im Fluss“ zu sein. „Es ist oft so, dass einen die Arbeit rasch fasziniert“, sagte er. „Wer mit der Bearbeitung eines Steines begonnen hat, spürt einen Sog, der ihn gar nicht wieder aufhören lässt.“

Text: R. Nix