Kirchenkreis Steinfurt Coesfeld Borken

Nachhaltigkeit hat viele Facetten

Sabrina Dankelmann gab in ihrem Vortrag viele Tipps für ein bewussteres Konsumverhalten

Sabrina Dankelmann

Diesen einen Schlüsselmoment, so sagt Sabrina Dankelmann, habe es nicht gegeben. Vielmehr war es die Gesamtsituation bei sich vor Ort, welche die studierte Maschinenbauingenieurin und ihren Mann vor rund zwei Jahren dazu veranlasste, in Gescher ihren eigenen Unverpacktladen zu eröffnen. Auf Einladung der Erwachsenenbildung im Ev. Kirchenkreis Steinfurt-Coesfeld-Borken erklärte die Geschäftsführerin der kostBAR-unverpackt GmbH ihre Ideen für ein nachhaltiges Konsumverhalten und gab den Zuhörer*innen viele Tipps zum bewussteren Umgang mit Umwelt und Ressourcen.

Schon mit dem Studium des Bauingenieurwesens habe sie das Ziel verfolgt, Windkraftanlagen zu bauen und so die Energiewende voranzutreiben. Bei sich vor Ort habe sie allerdings immer den Eindruck gehabt, dass dort zu wenig für Klimaschutz und Nachhaltigkeit getan werde. „Es haben sich hier keine Läden geboten, in denen ich gerne ständig einkaufen gehen möchte“, erklärte sie in einem einführenden Interview mit Bildungsreferentin Dr. Esther Brünenberg-Bußwolder. „Und dann haben wir uns gedacht: Machen wir’s selbst. So schnell wird sich hier nichts tun.“

Also eröffnete sie im November 2019 ihr eigenes Geschäft, in das umweltschädliche Verpackungen aus Plastik gar nicht erst Einzug erhalten sollen. Stattdessen bringen sich die Kund*innen ihre eigenen Behälter mit, die vorab gewogen werden oder erwerben sie direkt vor Ort. „Außerdem legen wir Wert auf regionale und nachhaltig produzierte Lebensmittel“, so Dankelmann.

In dem folgenden Vortrag zeigte sie anhand unterschiedlichster Aspekte auf, wie jede*r seinen bzw. ihren eigenen Teil zum Umweltschutz beitragen kann. „Nachhaltigkeit dreht sich ums Dranbleiben, nicht um Perfektion“, lautet ihr Credo. Soll heißen: Man kann und muss nicht alles zu 100 Prozent perfekt machen. „Wir erreichen viel mehr, wenn alle sich bemühen und nicht wenige alles richtig machen.“

In einem ersten Schritt sei es wichtig, ein Bewusstsein dafür zu entwickeln, woraus die Produkte, die wir täglich konsumieren, eigentlich bestehen und was das für die Umwelt bedeute. „Wir stecken schon mittendrin in der Klimakrise und die Bewältigung der Plastikkrise ist die nächste große Herausforderung, der wir uns stellen müssen. Denn unser Planet versinkt in Plastik!“, so der mahnende Appell der Referentin. 38 Kilogramm Plastik verbrauche jede Person durchschnittlich pro Jahr – und nur 15,6 Prozent davon würden tatsächlich recycelt. Nicht nur in Verpackungen, sondern auch in Textilien oder Kosmetik sind Plastikpartikel vorhanden. Das habe schwerwiegende Folgen nicht nur für die Umwelt, sondern auch für die eigenen Gesundheit. Dabei gebe es bereits zahlreihe Alternativen: So würden viele Drogerieartikel bereits ohne Mikroplastik hergestellt. Hier gelte es für Verbraucher*innen, bewusst auf die Inhaltsstoffe zu achten. Auch beim Einkauf könne jede*r zur Plastikreduzierung beitragen, indem er oder sie genügend Stoffbeutel mitnimmt, Getränke aus Mehrwegglasflaschen kauft oder Leitungswasser trinkt, den Markt, Hofläden und Unverpacktläden bevorzugt und beim Bäcker oder Metzger nach Möglichkeit eigene Verpackungen mitbringt.

Allerdings betonte Dankelmann zugleich, dass ein nachhaltiges Leben sich aus einer Vielzahl unterschiedlicher Aspekte zusammensetze. „In der öffentlichen Debatte um den Klimaschutz stehen meistens nur Strom, Fahrten bzw. Reisen und Heizen im Mittelpunkt. Diese machen zusammen aber nur ein Drittel des CO2-Ausstoßes an Privathaushalten aus.“

Unterschätzt werde beispielsweise das Thema Kleidung, wie Dankelmann mit ein paar Statistiken eindrucksvoll deutlich machte: „Für ein T-Shirt, wie ich es heute anhabe, das etwa 100 Gramm wiegt, braucht man in der Produktion 2.500 Liter Wasser und 4,8 Kilogramm CO2“. Jede*r Deutsche verbrauche pro Jahr 11 Kilogramm Bekleidungstextilien. Nicht nur bei der Bekleidung müsse man sich daher fragen, was und wie viel man wirklich neu kaufen muss – und was man vielleicht auch gebraucht erwerben oder worauf man gar verzichten kann. Hier komme es darauf an, eine allgemeine Bewusstseinsveränderung herbeizuführen. „Bei der Fridays-for-Future-Generation ist es zum Beispiel schon immer mehr angesagt, Second-Hand-Kleidung zu tragen“, so Dankelmann.

Wer ihr an diesem Abend zuhörte, merkte sehr schnell, wie sehr es Sabrina Dankelmann am Herzen liegt, selbst einen kleinen Teil zu dieser Bewusstseinsveränderung beizutragen. Und so dürfte sie sich neben dem digitalen Applaus noch viel mehr über die zahlreichen Wortmeldungen am Ende des Vortrags gefreut haben, die deutlich machten, dass dieser Abend viele Zuschauer*innen tatsächlich zum Nachdenken über das eigene Konsumverhalten angeregt hat.

Maximilian Stascheit