Kirchenkreis Steinfurt Coesfeld Borken Pressemitteilung

„Jeder Sonntag ist ein kleines Konzert“

Christian Bohn wirkt seit 45 Jahren als Organist im Kirchenkreis

Christian Bohn an der Orgel in der Gemener Johannes-Kirche. Foto: privat

Als 16-Jähriger begleitete Christian Bohn erstmals einen Gottesdienst an der Orgel – seitdem sitzt er fast jeden Sonntag auf der Orgelbank. Von 1977 bis 1999 in der evangelischen Friedens-Kirche in Reken, dann wechselte er zur evangelischen Kirchengemeinde Gemen. Am 15. Oktober feiert er sein 45-jähriges Dienstjubiläum als Organist im Evangelischen Kirchenkreis Steinfurt-Coesfeld-Borken.

Das Orgelspielen ist für Bohn ein Nebenberuf, im Alltag ist er bei einer Druckerei beschäftigt und dort für die Bereiche Druckvorstufe und Verpackungsdesign verantwortlich. „Mit einem kirchlichen Nebenberuf lebt man ein bisschen wie in zwei Welten“, gibt er zu. Er sei in diesen Nebenjob „reingerutscht“ erzählt Bohn. Mit 14 sprach ihn der damalige Rekener Pfarrer Bardelmeier an, der wusste, dass Bohn Klavier spielte. Seit dem Oktober 1977 ist er jedes Wochenende im Einsatz, bis auf einige wenige Urlaubstage im Jahr. „Andere Menschen fahren in den Urlaub, um etwas Besonderes zu erleben. Ich erlebe jeden Sonntag Abwechslung“, so Bohn.

Manchmal springt er auch in anderen Gemeinden ein, zum Beispiel, wenn sein Sohn Julian, der in Velen und Heiden die Orgel spielt, verhindert ist. Aber auch in den katholischen Nachbargemeinden helfe er aus, man sei ökumenisch gut verbunden und unterstütze sich, so Bohn. Für besondere Feiern fahre er auch weite Strecken. Vor kurzem hat er auf einer Trauung in Ladbergen gespielt, das Brautpaar hatte sich ein Stück aus „Music for the Royal fireworks“ von Händel gewünscht, das Bohn noch nie gespielt hatte. „Das musste ich erst mal neu einüben, aber ich finde das toll, denn so lerne ich immer wieder neue Kompositionen kennen.“ Sehr gerne erinnert er sich an besondere Highlights seiner Organistenzeit: 2008 und 2017 musizierte er in der Gemener Johannes-Kirche mit dem zweifachen Grammy-Gewinner Richard Stoltzman.

Musikalisch schlägt sein Herz für die Klassik, die Werke der Komponisten Johann Pachelbel, J.B. Peyer und natürlich J.S. Bach mag er besonders, aber auch moderne Kompositionen von Matthias Nagel, Michael Schütz oder Christopher Tambling. „Die spiele ich am Anfang oder am Ende des Gottesdienstes. Sehr gerne begleite ich die Gemeinde mit meinem Orgelspiel auf dem Weg nach draußen. Wenn die Menschen dann vor dem Portal stehen und meine Musik noch aus der Kirche erklingt, das finde ich schön“, gibt Bohn zu. So sei für ihn jeder Sonntag ein kleines Konzert.

Monika Dachselt, die hauptamtliche Organistin in Dülmen und Chorleiterin in Gemen war, habe er viel zu verdanken. Bei ihr und Ulrich Hirtzbruch, ehemaliger Kreiskantor des Kirchenkreises, hat er seine Ausbildung für die Wahrnehmung des nebenberuflichen Kirchenmusikdienstes gemacht.
45 Jahre lang jeden Sonntag an der Orgel, das funktioniert nur, wenn die Familie mitspielt, weiß Bohn: „Ich habe meine Tätigkeit als Organist nie in Frage gestellt, meine Frau und unsere zwei Söhne zum Glück auch nicht. Wenn sie nicht mitgemacht hätten, hätte es nicht funktioniert.“ Ans Aufhören denkt Bohn auch nach 45 Jahren noch lange nicht: „Ich bin immer noch gerne dabei. Es gehört zu meinem Leben dazu. Ich hoffe, dass ich das noch viele Jahre machen kann.“