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Bergfest am anderen Ende der Welt

Nach sechs Monaten beim Freiwilligen Friedensdienst in einem evangelischen Kindergarten in Argentinien zieht Maike Weiper aus Altenberge eine Zwischenbilanz.

Maike Weiper in "ihrem" evangelischen Kindergarten in Quilmes

Die Hälfte der Zeit ihres Freiwilligen Friedensdienstes in Argentinien hat Maike Weiper hinter sich – und kann es selbst kaum glauben. „Einführungsseminar, Arbeit im Kindergarten, neues Zuhause, neue Freunde…. Das alles fühle sich noch wie ein Traum an, meinen die 18-Jährige aus Altenberge und ihre deutsche Mitbewohnerin in ihrem Blog, dem gemeinsamen Online-Tagebuch, mit dem sie Verwandte, Freunde und alle Interessierten über ihre Alltagserfahrungen im argentinischen Quilmes auf dem Laufenden halten. „Aber wie heißt es so schön: Hat man Spaß, dann vergeht die Zeit wie im Fluge! Und das ist doch eigentlich ein sehr gutes Zeichen!“ resümieren die zwei jungen „Freiwilligen“ mit einem fröhlichen Smiley.

Seit rund sechs Monaten lebt und arbeitet Maike Weiper in dem Vorort von Buenos Aires, wo sie ihren „Dienst für Frieden und Versöhnung“ in einem evangelischen Kindergarten leistet.
Die Iglesia Evangelica del Rio de la Plata (IERP) unterhält ein eigenes Programm für Langzeitfreiwillige aus Deutschland. Jedes Jahr empfängt sie in ihren kirchlich-diakonischen Projekten rund 60 Freiwillige von deutschen Partnerorganisationen – wie unter anderem der Evangelischen Kirche von Westfalen (EKvW).

Die kleine deutsch-evangelische Diasporagemeinde in Quilmes hat angesichts der Not der ärmsten Familien im benachbarten Slumgebiet ihr ehemaliges Gemeindehaus  zu einer Kindertagesstätte für rund 120 Jungen und Mädchen umgewidmet. Hier fühlt sich Maike seit einem halben Jahr zu Hause, hier spielt sie mit den Kleinsten in der „Sala Ranitas“ („Froschgruppe“), erlebt sie bei den ersten Gehversuchen, bringt ihnen erste Worte und Melodien bei, fördert und begleitet sie bei der Umstellung auf die Gruppe der „Großen“, zu der sie ab dem Frühjahr „aufsteigen“ werden.

„In meine Gruppe kommen dann wieder neue Kinder im Alter zwischen 6 Monaten und anderthalb Jahren“, erzählt Maike in ihrem zweiten Rundbrief aus Quilmes. Alle Kinder der Einrichtung kommen aus sozial benachteiligten Familien.

Armut, Suchtprobleme und Gewalt gehören hier zur Tagesordnung. Das gehört auch zu den eindrücklichsten Erfahrungen der jungen Frau in ihrem südamerikanischen Gastland. „Unser Kindergarten  wird von Spenden und einem kleinem staatlichen Zuschuss finanziert, so dass die Eltern nur so viel für die Betreuung ihrer Kinder bezahlen müssen, wie sie können“, schreibt sie in ihrem Rundbrief.  „Daher gibt es auch dort sehr viele finanzielle Probleme, und oft fehlt das Geld beispielsweise für neues Spielzeug oder Löhne der Erzieher.“

Insgesamt sind private Einrichtungen im Land deutlich besser gestellt als staatliche. In den Schulen sei dieser Unterschied bereits auf den ersten Blick – an den unterschiedlichen Schuluniformen - zu erkennen, so Maike. Private Schulen seien ungleich besser ausgestattet und hätten einen sehr viel höheren Standard. „Doch wer kann sich überhaupt leisten, seine Kinder auf Privatschulen zu schicken?“ fragt die junge Frau weiter. Je länger sie in Argentinien lebt, umso häufiger und deutlicher wird ihr die extreme Kluft zwischen den wenigen Reichen und dem großen Anteil der armen Bevölkerung vor Augen geführt. Durch die unterschiedlichen Bildungschancen öffne sich die Schere zwischen Arm und Reich hier immer weiter, bemerkt sie. – Eine Problematik, die natürlich bereits im Kindergarten Thema ist und über die sie sich viel mit anderen Freiwilligen und mit argentinischen Kollegen austauscht.

Trotz dieser unübersehbaren Probleme verliert die junge Frau nicht den Blick für die Reize und die Schönheiten des Landes, das sie längst in ihr Herz geschlossen hat, und sie findet auch immer wieder Gelegenheiten, den lebensbejahenden „Southamerican way of life“ zu genießen – beim Mate, der hier oft in traditioneller Weise zelebriert wird und viel mehr als nur ein Getränk ist, wie sie erklärt, bei Ausflügen ins Land  und Freizeitbeschäftigungen wie dem regelmäßigen Jazztanz, über den sie bereits viele Einheimische kennengelernt hat.

Ein bisschen freut Maike sich auch schon auf Zuhause und ihr Studium, das sie im Herbst 2017 aufnehmen will. Aber: „Bis es soweit ist, genieße ich hier jede Sekunde.“
Wer die Erfahrungen und Eindrücke von Maike und ihrer Mitbewohnerin am anderen Ende der Welt weiter verfolgen will, kann das in dem Online-Blog unter www.mjenargentina.wordpress.com  tun.