Mit einem Festgottesdienst wurde ein Doppeljubiläum in der evangelischen Friedenskirche in Bahnhof Reken gefeiert. Vor 70 Jahren wurde die Kirche gegründet und kurz danach der Posaunenchor. 1955 war ein ereignisreiches Jahr für die evangelische Gemeinde, die damals weitgehend aus Flüchtlingen bestand.
Superintendentin Susanne Falcke skizzierte in ihrer Predigt die Schlüsselübergabe durch den damaligen Superintendenten an Pfarrer Karl Drees. „Die Gemeinde betrat damals ihre Kirche, ihr neues Zuhause nach Flucht und Vertreibung“, so Falcke. Sie erinnerte auch daran, dass damals wie heute zum Jubiläum das Lied von der Öffnung der „schönen Pforten“, einem 200 Jahre alten Kirchenlied, vom damals frisch gegründeten Posaunenchor gespielt wurde.
Immer wieder bereicherte der Posaunenchor den Festgottesdienst. An diesem Festtag wurde der Posaunenchor nicht durch Chorleiter Ingo Seier geleitet, sondern durch Andreas Tetkov, Posaunenwart der Evangelischen Landeskirche. Pfarrer Rüdiger Jung lobte den Posaunenchor tief bewegt. „Wir sind reich gesegnet mit Kirchenmusik in unserer Gemeinde“, so Jung und meinte damit auch andere Musikgruppen in seiner Gemeinde.
Ähnlich bewegt äußerte sich Tetkov nach dem Gottesdienst. Seier, der den Posaunenchor seit 25 Jahren leitet, listete die Zusammensetzung auf: „10 Mitglieder kommen aus Reken, 5 aus Ochtrup, jeweils 2 aus Borken, Borghorst, Horstmar und Gescher.“ Gudrun Brands (Orgel) begleitete ebenfalls den Festgottesdienst.
Christian Röhlig (87 J.) lebt heute in Oldenburg, Erika Stog (86 J.) immer noch in Reken. Beide lernten sich vor 70 Jahren nach ihrer Flucht in Reken kennen. „Wir haben uns über die Jugendgruppe kennen gelernt. Das war damals die Basis der neuen Kirchengemeinde. Bei rund 10.000 Einwohnern in Reken waren wir gerade mal 200 Protestanten. Der erste Gottesdienst war bei Schmelting in Groß Reken“, so Röhlig. Sein Vater Walter Röhlig gründete damals den Posaunenchor und holte seinen Sohn in den Posaunenchor, in dem er noch heute mitspielt. „Pfarrer Karl Drees und wir jungen Leute haben die Idee zum Bau einer eigenen Kirche damals angestoßen. 1954 erfolgte die Grundsteinlegung. Von allen Gemeindemitgliedern, die laufen konnten, wurde mitgebaut“, erinnerte sich der Senior. Der heutige Chorleiter Ingo Seier war der letzte Trompetenschüler seines Vaters gewesen, ergänzte Christian Röhlig.
„Mein Sohn hat auch noch bei seinem Vater gelernt. Der Gottesdienst war sehr schön. Die Küsterin Christel Seier hat auch das Fest danach organisiert“, fügte Stog hinzu, die nicht im Posaunenchor mitspielt. Nach dem Gottesdienst gab es einen geselligen Ausklang bei Speis und Trank und der Möglichkeit, durch Fotos in Erinnerungen zu schwelgen an 70 Jahre Friedenskirche und 70 Jahre Posaunenchor.
Text: E. Meisel-Kemper