Der Himmel war bedeckt, aber es regnete wenigstens nicht. Zum dritten Mal waren die evangelischen Gemeinden Billerbeck, Coesfeld, Dülmen und Nottuln für ihren Open-Air-Gottesdienst zu Gast auf dem Klosterbauernhof der Benediktinerabtei Gerleve. Und sie kamen auch in diesem Jahr in großer Zahl zu diesem besonderen Angebot.
Erstmals wurde eine Wanderung von Billerbeck nach Gerleve auf dem „Sint-Lürs-Weg“ vom Billerbecker Presbyter Alexander Jöne angeboten. Allerdings hatte er nur einen Begleiter auf diesem ca. 7 Kilometer langen Wanderweg. „Das biete ich im nächsten Jahr wieder an. Die Natur ist so schön auf diesem Weg“, warb Jöne schon jetzt.
Bereits am Eingang wurden die Besucher von Birgit Zwiens aus der Dülmener Gemeinde mit Zetteln und einem Stein ausgestattet. „Der Stein ist das Symbol für alles, was uns beschwert, was wir mit uns rumtragen“, erklärte sie die ungewöhnliche Gabe. Erst später wurde klar, wofür er diente, denn im Laufe des Gottesdienstes konnten die Besucher ihren Stein bei dem Thema "ablegen", das sie am meisten bewegt. Not, Krankheit, Konflikte, Ungleichheit und Krieg beschäftigten die Menschen am meisten. Das Thema Arbeitslosigkeit beunruhigte offensichtlich keinen.
Dörthe Schilken, Prädikantin aus Dülmen, leitete durch den Gottesdienst, den sie mit vielen Ehrenamtlichen aus allen Gemeinden und aus mehreren Nationen vorbereitet hatte. Sie bezeichnete diesen symbolischen Akt der Steinablage als „Unheilabstimmung“ mit Blick auf die Krisen, Katastrophen und Kriege in der Welt.
Zu Beginn begrüßte Schilken den Gastgeber Abt Andreas Werner, der direkt vom Hochamt kam. „Wir gewähren uns gegenseitig Gastfreundschaft“, freute sich auch Abt Andreas. Es wurde auf Farsi, Ukrainisch und Deutsch gesungen und gelesen. Bei den Fürbitten kamen noch Indonesisch, Plattdeutsch und Niederländisch dazu. Musikalisch begleitet wurde der Gottesdienst vom Posaunenchor Dülmen, instrumental ergänzt durch Schlagzeug und Keyboard.
„Ist das Leben nicht schön?“ war der 4Falt Sommertag der Gemeinden überschrieben. Dazu hatten sich drei Schülerinnen der Klasse 10B des Dülmener Clemens-Brentano-Gymnasiums besondere Texte ausgedacht. „Wir haben das im Religionsunterricht vorbereitet. Dafür haben wir uns spezielle Herzbrillen gekauft“, erklärte Julia Daut, eine der Schülerinnen.
Zusätzlich stand alles unter dem Zeichen des Teilens, entsprechend des Bibeltextes der Vermehrung der Speisen. Nach der Lesung des Bibeltextes füllten sich die bereitgestellten Tische mit den Speisen der Gottesdienstteilnehmer, die nach dem Gottesdienst im geselligen Beisammensein gegessen und damit geteilt wurden.
Ein weiterer Höhepunkt war die Taufe der Zwillinge Henning und Leevke Linder (10 Monate) aus Billerbeck durch ihren Gemeindepfarrer Thomas Ring.
Dr. Ekkehard Geßner aus Nottuln besuchte bereits zum dritten Mal den Open-Air-Gottesdienst. „Wir sind wieder zu Gast bei den Katholiken. Wir haben ja die gleichen Grundlagen und können voneinander lernen“, äußerte sich Geßner positiv.
Text: E. Meisel-Kemper