Wie kam es zu dem Beschluss?
Bereits im Januar hat das Presbyterium in einer Klausurtagung auf die aktuelle Entwicklung in unserer Gemeinde und die Zukunft unserer Standorte geschaut. Dabei hat es finanzielle, personelle, sowie bauliche Aspekte und verschiedene Varianten gegeneinander abgewogen. Auch Entfernungen zwischen den Orten und der neue Kindergarten neben der Johanneskirche in Schöppingen haben in den Überlegungen eine Rolle gespielt.
Im April hat das Presbyterium dann den Beschluss gefasst, die Kirchen in Heek und Legden aufzugeben. Dieser Beschluss ist niemandem leichtgefallen, dennoch wurde er einstimmig getroffen. Im Mai hat der Kreissynodalvorstand unserem Beschluss zugestimmt, seit dem 28. Oktober liegt nun auch die Genehmigung der Landeskirche vor.
Zwei Gemeindeversammlungen
Am 13. und 14. November wurden in zwei Gemeindeversammlungen die Menschen in den betroffenen Orten informiert. Die Zahl der Gekommenen hielt sich in Grenzen und für die meisten der Anwesenden kam die Entscheidung nicht wirklich überraschend. Die Trauer ist verständlicherweise dennoch groß. Nüchtern wurde allerdings auch festgestellt, dass schon seit Jahren die Nutzung der Räume durch Gottesdienste und Gemeindegruppen rückläufig ist.
Finanzielle und personelle Gründe
Bislang hatte unsere Gemeinde noch immer einen ausgeglichenen Haushalt, ab 2026 hat sie das nicht mehr und muss ihn durch Entnahme aus den Rücklagen ausgleichen. Klar und deutlich absehbar ist, dass die Kirchensteuerzuweisungen in den kommenden Jahren weiter sinken. Denn die Höhe der Zuweisung bemisst sich nach den Gemeindegliederzahlen.
Aktuell zählt die Gemeinde noch 5073 Gemeindeglieder, davon 3.383 in Ahaus, 613 in Schöppingen, 586 in Legden und 491 in Heek. Jährlich verlieren wir derzeit rund 2 % unserer Mitglieder, das heißt rund 100 Personen pro Jahr. Dieser Trend wird sich auch in den nächsten Jahren fortsetzen.
Für die pastorale Arbeit in den Gemeindebezirken braucht es neben den Ehrenamtlichen auch eine Hauptamtlichkeit. Wehmütig erinnert sich mancher an die Zeit, als es noch drei Pfarrstellen in der Gemeinde gab. Künftig wird es in der Gemeinde nur noch eine Pfarrstelle geben. Die inzwischen vakante, zweite Pfarrstelle wird nicht mehr zur Wiederbesetzung freigegeben. Zusätzlich haben wir darüber hinaus noch Anspruch auf eine Diakonin oder einen Diakon mit 75% Dienstumfang.
Bauliche Aspekte
Auch auf bauliche Aspekte hat das Presbyterium bei seiner Entscheidung geschaut. Beide Kirchen wurden Mitte der 1950er Jahre errichtet, mit viel Eigenleistung und einfachsten Mitteln. Die Bausubstanz entspricht weithin noch dem damaligem Standard. In Heek ist die Elektrik dringend sanierungsbedürftig, in Legden ist es der Kirchturm, in beiden Kirchen sind die Blitzschutzanlagen marode. Beide Gebäude auf einen zeitgemäßen Stand zu bringen, würde viel Geld kosten. Geld, das die Gemeinde dafür nicht mehr hat.
Ein weiterer Aspekt ist das Stichwort „Klimaneutralität“. 2021 hat unsere Landeskirche das ambitionierte Ziel ausgegeben, bis 2040 klimaneutral zu werden. Mit dem existierenden Gebäudebestand wird dies nicht möglich sein.
Was geschieht mit den Gebäuden?
Das steht noch nicht fest. Klar ist, dass wir die Grundstücke nicht verkaufen dürfen. Sie bleiben im Eigentum der Gemeinde und werden in Erbpacht vergeben. Die schönste Lösung wäre, wenn die Kirchen weiter als Gottesdienststätten genutzt würden, so wie etwa in Vreden, wo gerade die Assyrische Kirche des Ostens die ehemalige evangelische Kirche übernommen hat. Auch eine Umnutzung der bestehenden Gebäude wäre für uns wünschenswert, erscheint im Blick auf die anstehenden Investitionen aber weniger realistisch. Sollten die Kirchen einer Neubebauung weichen, würde die Gemeinde eine sozial-diakonische Nutzung bevorzugen. So ist es zuletzt in Ahaus mit dem Pfarrhaus in der Hindenburgallee geschehen, wo nun eine Wohngruppe für Menschen mit Beeinträchtigung und Tagespflege zu Hause ist. Interessenten können sich ab jetzt bei uns melden.
Wann werden die Kirchen aufgegeben?
Für die Entwidmungsgottesdienste wurden mit der Superintendentin bereits Termine abgestimmt. Sie sind am 7. Juni 2026 in Heek in Legden für den 28. Juni 2026 geplant. Bis dahin haben wir die Gelegenheit unsere Kirchen noch zu nutzen. Bis dahin haben wir auch Zeit, um nach Lösungen zu suchen, und wie es mit Gottesdiensten und Gruppen in den Orten weitergeht. Aber auch ganz praktisch, was mit dem Inventar der Kirchen geschieht. Dieser Prozess hat bereits begonnen und wir sind offen und dankbar für weitere Anregungen.
Für das Presbyterium
Pfarrer Olaf Goos

