Pressemitteilung Kirchenkreis Steinfurt Coesfeld Borken

Kirche bereitet sich digital auf die Zukunft vor

Herbstsynode des Kirchenkreises machte wichtige Weichenstellungen

Superintendent Joachim Anicker leitete die Synode aus dem Haus der Kirche und Diakonie (Foto: Manuela Wahlbring).

In Reken verfolgten die Synodalen (v.l.) Michael Kukuk, Dr. Hartmut Wiggers und Christiane Brendel die Videokonferenz bei einer LAN-Party unter Einhaltung der Corona-Schutzbestimmungen gemeinsam. Pfarrer Rüdiger Jung hatte die Technik gestellt (Foto: Rüdiger Jung).

Das Ergebnis der Abstimmung ganz am Ende der Kreissynode des Ev. Kirchenkreises Steinfurt-Coesfeld-Borken war eindeutig: Mit großer Mehrheit brachten die rund 100 Mitglieder zum Ausdruck, dass sie mit der Umsetzung des Konvents in digitaler Form hochzufrieden waren und sich auch für die Zukunft vorstellen können, auf diesem virtuellen Raum zusammenzukommen. Corona-bedingt fand die Synode nicht – wie geplant – in der Mensa der Universität in Münster, sondern online über die Plattform „Zoom“ statt. Bereits am Wochenende zuvor konnten sich bei zwei Proben alle Mitglieder mit der Plattform vertraut machen und zu gewährleisten, sodass alle Abstimmungen reibungslos durchgeführt werden konnten.

Neue Oberkirchenrätin stellte sich vor

„Ich bin erstaunt, dass das geht: Dass wir persönlich voneinander berührt sind – und das über die Distanz“, erklärte Oberkirchenrätin Katrin Göckenjan-Wessel, die seit April als Personaldezernentin und zugleich als Ortsdezernentin für den Kirchenkreis fungiert, in ihrem Grußwort. Bereits in den vergangenen Wochen und Monaten sei sie beeindruckt davon gewesen, wie lernfähig und flexibel sich die Gemeinschaften in der Corona-Pandemie gezeigt hätten.

Haushaltsplanungen von Kirchenkreis und Verwaltungsverbund

Im Mittelpunkt der Tagesordnung stand insbesondere die kurz- und mittelfristige Finanzplanung. Jutta Runden, Verwaltungsleiterin des Ev. Kreiskirchenamts Münsterland/Tecklenburger Land, stellte den Mitgliedern den Abschluss des Verbandshaushalts 2019 sowie die Pläne für 2021 vor. Dabei sprach sie einen großen Dank an die Mitarbeitenden aus, welche durch die Zusammenführung der Verwaltungen der Ev. Kirchenkreise Steinfurt-Coesfeld-Borken, Münster und Tecklenburg stark belastet worden seien. Trotz etlicher Kündigungen, die durch den Umzug und dadurch entstandene längere Fahrtwege für die Mitarbeitenden bedingt seien, warf sie einen optimistischen Blick auf das kommende Kalenderjahr.

Auch Walter Krebs, Vorsitzender des Finanzausschusses, erklärte in seiner Haushaltsrede, dass der Kirchenkreis für 2021 dank vorausschauender Planung trotz Corona-bedingter Einbrüche bei den Kirchensteuereinnahmen einen ausgeglichenen Haushalt vorlegen kann. Dennoch machte er deutlich, dass es mit Blick auf die Zukunft weitsichtiger Entscheidungen bedarf, da die Kirche künftig mit sinkenden Einnahmen rechnen muss. 

Mittelfristiger Planungshorizont sieht Abbau von Pfarrstellen vor

Superintendent Joachim Anicker stellte den Synodalen die Eckdaten des mittelfristigen Planungshorizonts vor, welcher auf einer Klausurtagung der Ausschüsse erarbeitet wurde. Demnach rechnet der Kirchenkreis nach den diesjährigen deutlichen Verlusten ab dem kommenden Jahr mit einem jährlichen Rückgang der Kirchensteuereinnahmen um ein Prozent, ab 2024 um drei Prozent. „Es ist wichtig, dass wir weitsichtig planen und überlegen, wie wir haupt- und ehrenamtliche Arbeit in unseren Gemeinden und Diensten mittelfristig aufstellen“, so Anicker.

Im Ev. Kirchenkreis Steinfurt-Coesfeld-Borken wurde errechnet, dass sich die Anzahl der Gemeindepfarrstellen von derzeit 27 auf voraussichtlich 19 Vollzeitstellen im Jahr 2030 reduzieren könnte. Das würde bedeuteten, dass eine Pfarrstelle in zehn Jahren bis zu 4.000 Gläubige zu betreuen haben könnte, während es aktuell weniger als 3.000 sind. Die pastorale Arbeit müsse daher mittelfristig breiter aufgestellt werden. Vor allem im Einsatz von interprofessionellen Teams werden Chancen gesehen, wobei auch die Nachwuchswerbung und die Pflege ehrenamtlicher Unterstützungsdienste zum Zukunftskonzept gehört.

Erarbeitung von Schutzkonzepten gegen sexualisierte Gewalt

Ein weiteres Schwerpunktthema war das Aufstellen der Kreissynode war die verbindliche Entwicklung von Schutzkonzepten gegen sexualisierte Gewalt in allen Gemeinden und Diensten. Die Ev. Kirche von Westfalen (EKvW) hat dazu in der vergangenen Woche auf ihrer Landessynode ein Kirchengesetz verabschiedet, welches als wesentliche Eckpunkte ein Abstinenzgebot für haupt- und ehrenamtlich tätige Mitarbeitende, einen Einstellungsausschluss für verurteilte Sexualstraftäter*innen, die Pflicht zum Vorlegen eines erweiterte Führungszeugnisses sowie eine Meldepflicht bei begründetem Verdacht auf sexualisierte Gewalt sowie auf Verletzung des Abstinenzgebots beinhaltet.

Nachdem in den letzten zwei Jahren eine Grundschulung für alle Verantwortlichen erfolgt ist, haben nun im nächsten Schritt alle Kirchengemeinden den Auftrag, innerhalb von zwei Jahren für die vor Ort geleistete Arbeit, beispielsweise in Chor- oder Jugendgruppen, individuelle Schutzkonzepte zum Schutz vor sexualisierter Gewalt zu erstellen. Auf Seiten des Kirchenkreises stehen ihnen dazu als Ansprechpersonen Pfarrer Ingo Stein und Pfarrerin Alexandra Hippchen sowie als Multiplikatorinnen Monika Hölscher (Dipl.-Sozialarbeiterin) und Annette Braune (Dipl.-Sozialpädagogin) zur Verfügung, welche für diesen Bereich speziell geschult werden.

Hinsichtlich der Erarbeitung der Schutzkonzepte fasste die Synode den Beschluss, dass diese von den einzelnen Gemeinden bis zur Herbstsynode 2022 erarbeitet sein müssen und ein Jahr zuvor bereits ein Zwischenfazit zu den bis dahin erfolgten Maßnahmen eingereicht werden soll.

Evangelische Jugend stellte Angebote für Gemeinden vor

Wie die Kirche auch in Corona-Zeiten Gottesdienste mit fantasievollen Elementen gestalten und dabei insbesondere jüngere Menschen erreichen kann, zeigte die Evangelische Jugend in einer Präsentation. Das Team um Pfarrer Dirk Heckmann sowie Thomas Flachsland, Hannah Saget und Lee-Chai Stramka ist seit dem Umzug der Verwaltungsmitarbeitenden nach Münster im Haus der Kirche und Diakonie (ehemaliges Kreiskirchenamt) in Steinfurt beheimatet. Dort haben sie nicht nur ihre Büros und einen Gruppenraum, sondern im Keller auch ein eigenes Studio eingerichtet, in dem Jugendliche den Umgang mit moderner Lichttechnik und dessen Einsatz in sakralen Räumen erlernen können. Außerdem wiesen sie die Synodalen auf ihre Angebote hin, die sie auch den Gemeinden zur Verfügung stellen können. Neben Besuchen im Konfirmandenunterricht gehören dazu beispielsweise Freizeiten mit einem Schwerpunkt auf Natur- und Umweltpädagogik oder Workshops zum professionellen Umgang mit dem sozialen Netzwerk Instagram. 

Maximilian Stascheit