Kirchenkreis Steinfurt Coesfeld Borken Pressemitteilung

Protestantismus mit Migrationshintergrund

Neujahrsempfang des Evangelischen Kirchenkreises weitet kirchlichen Blick auf die Eine Welt – Superintendent drückt Helfern in Kommunen und Kommunen Respekt für Engagement für Geflüchtete und Asylsuchende aus.

Pfarrerin Annette Muhr-Nelson, Leiterin des MÖWe, sprach anlässlich des Neujahrsempfangs des Evangelischen Kirchenkreises über „Weite wirkt – Reformation und die Eine Welt“.

Superintendent Joachim Anicker dankte den Helfern in Kirchen und Kommunen.

Dr. Tamás Szőcs am Piano und Iris Gruber am Saxophon nahmen die Gäste mit auf einen musikalischen Streifzug durch die Welt.

„Der Protestantismus betrat die Weltbühne mit Migrationshintergrund“, sagt Pfarrerin Annette Muhr-Nelson in der Evangelischen Jugendbildungsstätte in Nordwalde. Anlässlich des Neujahrsempfangs des Evangelischen Kirchenkreises Steinfurt-Coesfeld-Borken am vergangenen Sonntag, 17. Januar, blickt die Leiterin des landeskirchlichen Amtes für Mission, Ökumene und kirchliche Weltverantwortung, kurz MÖWe, vor rund 80 Gästen aus Politik, Bildung und Kirche auf die Anfänge des evangelischen Glaubens zurück. So brachen einst protestantische Glaubensflüchtlinge, von den Puritanern über Quäker bis zu Pietisten in die sogenannte neue Welt auf.

Heute, beinahe 500 Jahre nach dem Thesenanschlag Luthers zu Wittenberg, erfahre die Reformation eine nie gekannte Weite: „Das Reformationsjubiläum im kommenden Jahr begehen wir erstmals in ökumenischer Verbundenheit und in einer globalisierten, vernetzten Welt“, so die Theologin zur Eröffnung des Themenjahres „Weite wirkt – Reformation und die Eine Welt“.

„Denken Sie an die Feierlichkeiten zu 400 Jahren Reformation 1917, in mitten des Ersten Weltkriegs“, erinnert Muhr-Nelson. „Das Deutsche Reich und die Evangelische Kirche stilisierten Martin Luther damals zum Nationalhelden“, so die einstige Superintendentin des Evangelischen Kirchenkreises Unna weiter. Seither habe sich viel bewegt. „Theologische Fragen, gemeinsamer Glaube und die Verantwortung für unsere eine Erde machen heute nicht mehr Halt vor nationalen Grenzen“, so die MÖWe-Leiterin weiter.

Am Vorabend des Reformationsjubiläums weitet Muhr-Nelson in Nordwalde den Blick auf evangelischen Glauben in anderen Erdteilen, an ein ökumenisches Miteinander und neue Partnerschaften auf Augenhöhe mit dem sogenannten globalen Süden. Dabei verschweigt die Pfarrerin nicht die Christianisierung vieler Kulturen und Länder im Schlepptau von Eroberung und Kolonialismus. Muhr-Nelson spricht von einer historischen Hypothek.

„Wer zu Gott Vater sagt, hat viele Geschwister in der ganzen Welt“
In einer gut gefüllten Jugendbildungsstätte in Nordwalde richtet Superintendent Joachim Anicker den Blick auf die gegenwärtige Diskussion um Flucht und Asyl. Danach erlebe die Menschheit dieser Tage eine Völkerwanderung biblischen Ausmaßes. Nach Angaben der Vereinten Nationen seien 60 Millionen Menschen weltweit auf der Flucht vor Krieg, Gewalt oder bitterer Armut. „Für jeden Einzelnen auf der Flucht ist das eine Katastrophe“, meint Anicker. Mit Blick in den Kirchenkreis dankt der leitende Theologe des Kirchenkreises haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitenden in den Kommunen und Kirchengemeinden, gleich welcher Konfession, für ihr enormes Engagement. „Ein großes Dankeschön an alle Helfer“, ruft der Theologe den Gästen des Neujahrsempfangs zu.

Das finale EKD-Themenjahr „Weite wirkt – Reformation und die Eine Welt“ verbreitere zur rechten Zeit den Blick über den eigenen Kirchturm hinaus. Schließlich trage die Evangelische Kirche Verantwortung über nationale Grenzen hinaus: „Wer zu Gott Vater sagt, hat viele Geschwister in der Welt“, so Anicker weiter. Musikalisch entführten Kreiskantor Dr. Tamás Szőcs am Piano und Iris Gruber am Saxophon die Gäste zu einer Rundreise über alle fünf Erdteile.

Zum Abschluss des traditionellen Empfangs richten die Mitarbeitenden des Evangelischen Kirchenkreises den Blick auf konkrete Angebote und Veranstaltungen in 2016. Unter der Überschrift „Weite wirkt“ präsentiert erstmals eine Wanderausstellung in Münster, Rheine und Bocholt Kunst und Skulpturen aus den Partnerländern der Evangelischen Kirche im Münsterland aus Namibia, Simbabwe und den Philippinen. Am 9. April lädt der Kirchenkreis Interessierte zu einer Tagesfahrt in das Deutsche Auswandererhaus nach Bremerhaven ein. Im Mai erwarten die evangelischen Christen in der Region vier Vertreter der simbabwischen Partnerkirche im Münsterland. Auf den Internetseiten des Evangelischen Kirchenkreises unter www.der-kirchenkreis.de finden Interessierte darüber hinaus zahlreiche Angebote, von einer Gottesdienstreihe zum Thema über den kreiskirchlichen Frauentag am 13. Mai bis zum Partnerschaftssonntag im September.