Kirchenkreis Steinfurt Coesfeld Borken

Goedendag im deutschen Kita-Alltag

Angehende Erzieherinnen aus den Niederlanden besuchen evangelische Kindertagesstätten des Kirchenkreises Steinfurt-Coesfeld-Borken.

Foto: Elvira Meisel-Kemper

„Goedendag – Hallo und Guten Tag!“, lautete es jetzt in zahlreichen Kindertagesstätten des Evangelischen Kirchenkreises Steinfurt-Coesfeld-Borken. Auf Initiative des Trägerverbunds der Kindertageseinrichtungen in dem münsterländischen Kirchenkreis, kurz Tv-KiTa, beteiligten sich jetzt angehende Erzieherinnen aus den benachbarten Niederlanden an einem Praktikumstag.

Im Frühjahr besuchten ungarische Pädagogen und Pädagoginnen einige der 19 Kindertagesstätten im westlichen Münsterland. In acht dieser Kitas konnten jetzt die angehende Erzieherinnen der Ausbildungsstätte „Landstede“ (Middelbare Beroeps Opleiding Pedagogisch Werk Kinderopvang) aus dem niederländischen Zwolle für einen Schnuppertag begrüßt werden. Im Evangelischen Familienzentrum Arche Noah in Gronau waren fünf junge Niederländerinnen mit ihrer Lehrerin Marjan Ouwejan zu Gast. Nach der Begrüßung durch Kita-Leiterin Jutta Werges und die Geschäftsführerin des Tv-KiTa, Claudia Brinkmöller, konnten die 18-jährigen Schülerinnen in die Praxis einsteigen.

16 Fachkräfte betreuen derzeit in der Einrichtung 77 Kinder im Alter von einem bis sechs Jahren, davon haben sechs Kinder einen speziellen Förderbedarf. Einige der Kinder haben einen Migrationshintergrund. Besonders stolz äußerte sich Werges, dass sie unter ihren Angestellten Mitarbeitende habe, die eine Zusatzausbildung auf sich genommen haben. Sprachförderung, Bewegungstherapie und der Bereich der Kindeswohlgefährdung sind deshalb gut abgedeckt in der integrativen Einrichtung. 

Die Unterschiede der Kindertagesstätten in Deutschland und in den Niederlanden wurden in den Gesprächen deutlich. Die U3-Betreuung gibt es danach in den Niederlanden schon viel länger. Dafür würden die Kinder bereits mit 4 Jahren eingeschult, berichtete Ouwejan. Auch der Auftrag, den der Staat an die Kitas stelle, sei sehr unterschiedlich. „Wir gehören nicht zum Schulsystem, wie in den Niederlanden. Wir sind Bildungs- und Sozialeinrichtung und arbeiten nicht nach Lehrplänen wie in den Niederlanden“, fasste Brinkmöller diesen konkreten Unterschied zusammen. Ganz unterschiedlich ist auch die wöchentliche Verweildauer der Kinder in den Kitas. In den Niederlanden seien sie nur zwei bis drei Tage in der Woche in der Einrichtung, so Ouwejan. In Gronau können die Eltern ihr Kind von 25 bis zu 45 Stunden pro Woche in die Kita bringen, je nach Bedarf.

Positiv äußerten sich die Schülerinnen über die Erfahrungen der ersten Stunden in Gronau. „Die Kinder sind sehr selbstständig. Es gibt sehr viel mehr Aktivitäten in der Gruppe“, hatte Charissa das beobachtet. „Es ist ganz anders als bei uns. Die Kinder haben hier Frühstück und sie können in verschiedene Gruppen gehen“, so Anouk Faber.

Wenn das Sprachproblem gelöst wäre, könnten sich auch einige der jungen Frauen vorstellen, später in deutschen Kitas zu arbeiten. Genau das wäre der Wunsch ihrer Lehrerin Ouwejan: „Man findet bei uns als Erzieherin keine Arbeitsplätze.“ Auch Brinkmöller käme diese Entwicklung sehr entgegen: „Wir bauen aus. Bundesweit fehlen uns 120.000 Erzieher und Erzieherinnen. In den Niederlanden sind knapp 20.000 Arbeitsplätze in diesem Bereich abgebaut worden.“

www.tv-kita.de

Text: Elvira Meisel-Kemper