Kirchenkreis Steinfurt Coesfeld Borken

Erste Orgelkonferenz in Gronau seit 400 Jahren

In Gronau tagt erstmals seit 1596 eine hochkarätig besetzte Orgelkonferenz – In die Gronauer Stadtkirche soll bis 2017 ein neues Instrument einziehen.

Kantor Dr. Tamás Szőcs stellte den Gästen die bewegte Orgelgeschichte der Evangelischen Stadtkirche vor (Foto: H. Jastrow).

Ein Mekka der Orgelmusiker war das westfälische Gronau einst – heute Heimat des europaweit bekannten Gronauer Jazzfestes sowie des Rock- und Pop-Museums. 1596 ließ Herzog Heinrich Julius anlässlich der Einweihung der „Gröninger Orgel“ die 53 berühmtesten Organisten seiner Zeit in die Handelsstadt an der deutsch-niederländischen Grenze einladen. Die geballte Orgelkompetenz begleitete damals die Inbetriebnahme der legendären Orgel in dem traditionell evangelischen Ort. Über 400 Jahre später beraten erneut Fachleute und Experten über eine neue Königin der Instrumente in Gronau, heute Teil des Evangelischen Kirchenkreises Steinfurt-Coesfeld-Borken. Kantor Dr. Tamás Szőcs versammelte jetzt Ende Juni namhafte Orgelkenner an einem Tisch, um über ein neues Instrument für die 1897 erbaute Stadtkirche zu beraten. Seit Jahren bereits sammelt die Evangelische Kirchengemeinde Unterstützung und Spenden für die Anschaffung einer neuen Orgel für die zentrale Innenstadtkirche. Seither hat der engagierte Kantor in Zusammenarbeit mit dem Gronauer Orgelbauverein rund 225.000 Euro zusammen getragen.

„Die einstige ‚Gröninger Orgel‘ stand später in Halberstadt“, berichtet der A-Kirchenmusiker Szőcs, zugleich Kreiskantor des flächengrößten Kirchenkreises auf dem Gebiet der Evangelischen Kirche von Westfalen. „Sie sehen damit, dass die Umsetzung von Instrumenten zu keiner Zeit ungewöhnlich war“. Nach einer Orgel mit Migrationsgeschichte fahndet seither auch der Gronauer Orgelbauverein unter der Leitung von Szőcs. Der Kirchenmusiker investiert gegenwärtig viel Arbeitszeit und freiwilliges Engagement in die Suche nach einer neuen musikalischen Königin für die Stadtkirche. Damit gerät der Blick auf eine gebrauchte Orgel, darin sind sich die Experten in Gronau sicher, darunter der für Westfalen zuständige Orgelsachverständige Kantor Michael Goede  aus Bochum, Landeskirchenmusikdirektor Ulrich Hirtzbruch, einst selbst Kantor in Gronau, der katholische Kirchenmusiker Bernhard Dieter aus Leverkusen-Hitdorf, der Münsteraner Orgelprofessor Tomasz Nowak oder der Musik- und Orgelwissenschaftler Dr. Thomas Lipski  aus Cloppenburg. Dabei dürfe der Begriff des gebrauchten Instruments nicht irritieren, meint Dmitri Grigoriev. „Eine Stradivari-Geige würden Sie auch nicht als gebraucht bezeichnen“, so der Orgelsachverständige aus Lüdenscheid.

Mit der Fachtagung, erklärt Kreiskantor Szőcs, wolle der Orgelbauverein das etwa 500.000 Euro umfassende Orgelprojekt auf mehrere Schultern verteilen. So diskutierten die Experten zwei in Frage kommende Instrumente. Sie kämen, so die Einschätzung der Fachleute, in Größe, Klang und baulichen Eigenschaften für die Evangelische Stadtkirche in Frage. Im Mittelpunkt stehen eine englische Orgel aus dem Jahr 1843 sowie eine spätromantische deutsche Orgel aus dem Jahr 1904. Über die Finanzierung hinaus tauschten sich die Tagungsgäste über die spielbaren Repertoires, die Attraktivität der Instrumente für konzertierende Gastorganisten oder über die erforderliche Statik der Orgelempore und Denkmalschutzfragen aus. Für eine Aufwertung der Orgellandschaft durch ein wertvolles Instrument in Gronau sprach sich am Ende auch Landeskirchenmusikdirektor Ulrich Hirtzbruch aus und sicherte die Unterstützung der landeskirchlichen Behörden zu. Mittlerweile sei auch eine Tendenz erkennbar, berichtet Kreiskantor Szőcs, ohne weitere Details zu nennen. Nun stünden vorerst weitere Beratungen mit der anbietenden Gemeinde und dem Orgelbauer an, anschließend folgen statische Prüfungen, Kostenschätzungen und der Austausch mit der landeskirchlichen Baubehörde und dem Denkmalamt. Zudem verfolge Szőcs auch weiterhin ein offenes, trasparentes Vorgehen gegenüber Spenderinnen und Spendern. Schließlich trage die Unterstützung zahlreicher Menschen in und über Gronau hinaus zu einem Erfolg des Orgelprojektes ganz wesentlich bei, betont Szőcs.

www.orgelbauverein-gronau.de