Kirchenkreis Steinfurt Coesfeld Borken Pressemitteilung

Eindrücke zwischen Dom und Reichstag

Studienreise des Evangelischen Kirchenkreises führte Interessierte im „Jahr der Politik“ in die Bundeshauptstadt – Vortragsreihe beendet.

Superintendent Joachim Anicker mit Mitreisenden in der Kuppel des Reichstagsgebäudes (Foto: Olaf Goos).

Im Berliner Dom feierten die Studienreisenden zum Abschluss der Berlin-Fahrt eine Andacht.

Rudolf Decker (re.) neben Dr. Reinhold Hemker (li.) im Fraktionssaal der SPD im Deutschen Bundestag (Foto: Olaf Goos).

Prälat Dr. Martin Dutzmann (li.) im Gespräch mit Superintendent Joachim Anicker (Foto: Olaf Goos).

Kalt, steril und dunkel wirke der kleine Raum im Südostflügel des Reichstagsgebäudes, meinen die Einen. Anregend-meditativ und schlicht, finden die Anderen. Einig sind sich aber alle Teilnehmenden einer Studienreise des Evangelischen Kirchenkreises Steinfurt-Coesfeld-Borken Ende Oktober nach Berlin: Eine gute Idee sei es gewesen, den Abgeordneten des Parlaments im Reichstagsgebäude – gleich welcher Religion – einen Rückzugsort für Ruhe, Gedanken oder Gebet zu eröffnen. Über vier Tage hinweg besuchten 40 Interessierte aus dem westlichen Münsterland jetzt die Bundeshauptstadt. Im EKD-Themenjahr „Reformation und Politik“ standen in Berlin Gespräche mit Politikern, Vertretern von Bundesministerien und der Evangelischen Kirche in Deutschland, kurz EKD, sowie Nichtregierungsorganisationen auf dem Programm. Nach zahlreichen Aktionen und Angeboten im flächengrößten Kirchenkreis auf dem Gebiet der Evangelischen Kirche von Westfalen bildete die Studienreise den Abschlussstein im „Jahr der Politik“.

„Das Gebetsfrühstück ist natürlich eine spannende Begegnung von Religion, Kirche und Politik“, meint Joachim Anicker. „Hier treffen sich Parlamentarier abseits von Plenarsitzungen und Ausschussterminen zum Gebet, zum Gespräch und zum gemeinsamen Frühstück“, so der Superintendent weiter. Sichtlich beeindruckt zeigte sich der leitende Theologe des Evangelischen Kirchenkreises von dem informellen Treffen. Rudolf Decker, langjähriger Landtagsabgeordneter der CDU in Baden-Württemberg und heute Vorsitzender der Stiftung für Grundwerte und Völkerverständigung, berichtete den Studienreisenden von den Anfängen des Gebetsfrühstückes – anfangs in Bonn, heute in Berlin. Vor Jahrzehnten bereits hatte der heute 80-Jährige die wöchentliche Runde unter Bundestagsabgeordneten angestoßen. „Mit Herrn Decker haben wir eine sehr interessante Schnittmenge von Politik und Kirche erleben können“, meint denn auch Annelene Starmann.

Studienreisende im Gespräch mit dem EKD-Bevollmächtigten Dr. Dutzmann

Aber auch abseits der Bundespolitik ermöglichte die viertägige Studienreise Gespräche und Begegnungen in der Bundeshauptstadt. So entdeckten die Teilnehmenden mit Hilfe der Stadtführungen „Crossroads“ des Berliner Kirchenkreises Mitte die Kirchengeschichte der einst geteilten Metropole. Vom aufklärerischen Friedrich dem Großen, der das historische Stadtbild prägte, bis zur Kerzenrevolution Ende der 1980er Jahre reichten die Einblicke. Mit Prälat Dr. Martin Dutzmann erläuterte der „Lobbyist“ der EKD die Kontaktflächen von Politik und evangelischer Kirche. Der einstige Landessuperintendent der lippischen Landeskirche arbeitet seit 2013 als Bevollmächtigter des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland bei der Bundesrepublik Deutschland und der Europäischen Union.

Mit Dutzmann diskutierten die Studienreisenden aus Ahaus, Bocholt, Dülmen, Saerbeck oder Steinfurt die gegenwärtige Flüchtlingspolitik der Bundesrepublik. Die Positionen der EKD vertiefte die Gruppe im anschließenden Gespräch mit dem Diakonie Bundesverband und dem evangelischen Hilfswerk Brot für die Welt. Im Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft stand unter der Überschrift „Teller, Trog oder Tank“ die Zukunft von Biomasse auf der Tagesordnung. Und die deutsch-deutsche Geschichte beleuchtete Pfarrerin Ruth Misselwitz. Die aktive Bürgerrechtlerin und Pfarrerin der Evangelischen Kirchengemeinde Alt-Pankow leitete Ende der 1980er Jahre den Runden Tisch im Berliner Stadtteil Pankow.

Die deutsch-deutsche Vergangenheit zwischen West- und Ostberlin faszinierte insbesondere die simbabwischen Gäste des Kirchenkreises. So begleiteten Pfarrerin Veronica Mangena und Mfaro Moyo von der evangelisch-lutherischen Partnerkirche im südafrikanischen Simbabwe die Studienreise. In Berlin trafen die ökumenischen Gäste auf Botschaftsvertreter ihres Heimatlandes und erlebten Berlins größte Kirche, den Berliner Dom. Und natürlich verschafften sich die simbabwischen Partner ebenso einen Eindruck vom Andachtsraum des Deutschen Bundestages.