Am 2. Januar hat Alexander Friebel seine neue Position als stellvertretender Verwaltungsleiter des Verbands der drei Kirchenkreise Steinfurt-Coesfeld-Borken, Münster und Tecklenburg angetreten. Öffentlichkeitsreferentin Maleen Knorr sprach mit ihm über seine ersten 100 Tage im gemeinsamen Kreiskirchenamt.
Am 9. April arbeiten Sie seit 100 Tagen auf Ihrer neuen Stelle. Fühlen Sie sich wohl in Ihrer neuen Rolle?
Ja, definitiv. Die Mitarbeitenden des Kreiskirchenamtes haben es mir sehr leicht gemacht, gut in der neuen Stelle und im Amt anzukommen und auch die kreiskirchlichen Gremien waren offen und hilfsbereit. Besonderen Dank gebührt meiner Verwaltungsleitungskollegin Jutta Runden, die mich sowohl im Vorfeld als auch jetzt hervorragend in die Vorgänge miteinbezieht.
Bevor Sie die Stelle beim Verband angetreten haben, waren Sie im Landeskirchenamt in Bielefeld tätig. Inwiefern unterschiedet sich die Arbeit bei der Landeskirche von der im Verband der drei Kirchenkreise?
In einer Aufsichtsbehörde ist man eher damit beschäftigt, Rahmenbedingungen und Normen zu setzen, eingehende Unterlagen auf eine verständliche Gesamtkonzeption, Vollständigkeit und Rechtmäßigkeit zu prüfen sowie dann Genehmigungen zu erstellen. Auch im Austausch befindet man sich überwiegend mit Mitarbeitenden der Kreiskirchenämter. In meiner neuen Stelle ist man näher an den Kirchengemeinden „dran“, es gibt direkt einzelne Anfragen von Pfarrerinnen und Pfarrern oder Kirchmeisterinnen und Kirchmeistern zu Satzungs-, Finanz- oder Gebäudefragen und man bekommt dadurch mehr mit, was die Presbyterien in den Regionen gerade aktuell bewegt. Der Weg zum Telefon ist kürzer – aber es wird auch möglichst sofort eine Antwort erwartet.
An die kirchliche Verwaltung werden immer größere Anforderungen gestellt. Umsatzsteuer, NKF – das waren in den letzten Jahren große Themen. Was sind – aus Sicht der Verwaltung – die großen Herausforderungen in den kommenden Jahren?
Ich denke die sogenannte Mittelebene – also auch die Kreiskirchenämter – wird künftig mehr im Fokus stehen, als es bisher der Fall war – und das nicht nur, weil gesetzliche Anforderungen und kirchliche Vorgaben steigen oder Gemeindegliederzahlen rapide fallen. Zum einen aus Richtung der Landeskirche, die sich derzeit in einem Konsolidierungsprozess befindet und vermutlich durch die Abgabe von Aufgaben und Zuständigkeiten für Mehrarbeit in den Kreiskirchenämtern sorgen wird. Dieses sieht man aktuell beispielsweise an der Neufassung der Genehmigungsverordnung im Bereich Arbeitsrecht. Zum anderen, weil es eben nicht mehr den oder die klassische/n Kirchmeister/in in vielen Kirchengemeinden gibt und bisherige Pflichtaufgaben künftig auch in Richtung Kreiskirchenamt wandern werden – man denke an Gebäudebegehungen oder ähnliches. Da wird es wichtig sein, dass man das Knowhow in der Verwaltung stärkt, aber auch, dass die eigene Verwaltungseinheit so leistungsfähig ist oder wird, dass sie diese zusätzlichen Aufgaben auch erfüllen kann.
Das Kreiskirchenamt versteht sich in erster Linie als Serviceeinrichtungen für die Kirchengemeinden, sowie die Ämter und Dienste der Kirchenkreise. Was ist Ihnen bei der Zusammenarbeit bzw. der Kommunikation mit den Kirchengemeinden besonders wichtig?
Das anfragende Kirchengemeinden auch Antworten auf ihre Fragen bekommen und merken, dass ihre spezifischen Anliegen ernst genommen werden. Dass sie kompetente Beratung erfahren und im Zweifel auch jemanden hinter sich wissen, der ihre Bedürfnisse kennt – und auch nach außen vertritt.
Sie sind selbst ehrenamtlich sehr vielfältig aktiv. Von 2001 bis 2008 waren Sie als Behindertenfanbeauftragter bei einem Profifußballverein tätig und machen heute noch dort gelegentlich Sehbehindertenreportagen, daneben sind Sie auch noch bundesweit ehrenamtlich tätig. Was sind das genau für Aufgaben?
Ja, das stimmt. Ich war ehrenamtlich von 2001 bis 2008 als Behindertenbeauftragter im Fußball beim DSC Arminia Bielefeld tätig und habe dort, neben meinen Einsätzen als Reporter für Sehbehinderte, bspw. den Um- und Ausbau der Rollstuhlfahrerplätze Fußballfans in der SchücoArena begleitet. Über diese Arbeit habe ich mich bundesweit vernetzt und arbeite seit 2007 ehrenamtlich leitend in einem Dachverband für Menschen mit Behinderungen, der in Zusammenarbeit mit den Fußballverbänden in Deutschland u.a. nachhaltigere Stadien entwirft, das Ticketwesen auf Barrierefreiheit prüft, dafür gesorgt hat, dass jeder deutsche Profifußballverein einen Behindertenbeauftragten bekommt oder es jetzt zur UEFA EURO 2024 bspw. „Easy Access Seats“ gibt. Zudem wirke ich seit einiger Zeit beratend in einer Kommission des Deutschen Fußball Bundes mit, die sich um Zuschauerverhalten, Stadioninfrastruktur und Fanthemen kümmert.
Bei so viel Engagement – haben Sie auch mal dafür ein Feedback oder Dank bekommen?
Ja – zum einen durch persönliche Begegnungen und Rückmeldungen durch die Betroffenen, denen man direkt weiterhelfen konnte und neue, bessere Bedingungen geschaffen hat. Und zum anderen gab es auch einen besonderen Dank: für meine Tätigkeiten habe ich 2018 eine Auszeichnung vom Bundespräsidenten bekommen und mir wurde die Bundesverdienstmedaille verliehen.
Abschließende Frage - wie kommt es, dass Sie sich so für Menschen mit Behinderung bzw. Inklusion engagieren?
Ich bin von klein auf in einem Haushalt mit einem Rollstuhlfahrer aufgewachsen und meine Schwiegereltern hatten bzw. haben beide eine Hörbehinderung. Da ist es gelebte, christliche Praxis und selbstverständlich, dass man sich engagiert, genau hinsieht und dann auch unterstützt – damit Teilhabe keine Worthülse bleibt.