Kirchenkreis Steinfurt Coesfeld Borken Pressemitteilung

Vom knappen Faktor Mensch

In Münster bringen der Unternehmerverband Initiative e.V. und die Evangelischen Kirchenkreise im Münsterland erstmals Unternehmer mit christlicher Orientierung zusammen.

Prof. Dr. Bodo Risch sprach vor christlich gesinnten Unternehmerinnen und Unternehmern in Münster über den „knappen Faktor Mensch“ (Foto: Dr. Horst Kiepe).

Superintendentin Maike Friedrich neben Pfarrer Edgar Wehmeier (Foto: Dr. Horst Kiepe).

Superintendent Joachim Anicker (li.) und Pfarrer Edgar Wehmeier (Foto: Dr. Horst Kiepe).

Dipl. Ing. agr. Hartmut Töter (re.), Vorsitzender der Initiative e.V. neben Gästen der Unternehmerbegegnung (Foto: Dr. Horst Kiepe).

Unternehmerisch, evangelisch, solidarisch, praktisch – So lautet das Motto der unabhängigen Wirtschaftsvereinigung Initiative e.V. Der Verein organisiert bundesweit christlich gesinnte Unternehmerinnen und Unternehmer und bildet ein Forum für Mittelständler, Freiberufler sowie Theologinnen und Theologen. In Münster hat die Initiative e.V. jetzt erstmals in Zusammenarbeit mit den drei Evangelischen Kirchenkreisen im Münsterland zu einer Unternehmerbegegnung eingeladen. Rund 130 Selbstständige folgten dem Angeboten und widmeten sich in der Zentrale der Münsteraner Versicherung Provinzial dem Thema „Der knappe Faktor Mensch – Unternehmensstrategien im Zeitalter des Fachkräftemangels“.

Superintendentin Meike Friedrich, leitende Theologin des Evangelischen Kirchenkreises Münster, warnte vor den Unternehmerinnen und Unternehmern in einem geistlichen Impuls davor, Menschen zu reinen Kostenfaktoren zu degradieren. Im Bereich der kirchlichen Arbeitswelt spiele das Thema „Wertschätzung von Arbeitnehmern“ gegenwertig eine große Rolle, so die Theologin weiter. Erstmals hatte die Initiative e.V. gemeinsam mit der Evangelischen Kirche im Münsterland, vertreten durch die Kirchenkreise Münster, Tecklenburg und Steinfurt-Coesfeld-Borken, zu einem Austausch von christlich gesinnten Unternehmerinnen und Unternehmern eingeladen.

„Spätestens 2020 wird der demografische Wandel alle Lebensbereiche erfassen und die Personalpolitik der Unternehmen durchdringen“, bereitete Prof. Dr. Bodo Risch das Publikum auf den demografischen Wandel am Arbeitsplatz vor. In einem Impulsvortrag skizzierte der stellvertretende Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Nord-Westfalen die Folgen des nahenden Fachkräftemangels: „Dann werden wir die Entwicklung mit voller Wucht zu spüren bekommen“. Und weiter: „Fachkräfte sind bereits knapp und werden noch knapper, wenn auch nicht überall“. Als Lichtblick nannte Risch die Stadt Münster: Nördlich des Mains verzeichne die Dom- und Universitätsstadt den gegenwärtig höchsten Bevölkerungszuwachs. Dennoch werde der demografische Wandel auch das Münsterland spürbar erfassen. Dabei werde es in Zukunft weniger an akademisch Qualifizierten mangeln. Vielmehr gäbe es bei den beruflich qualifizierten Berufsgruppen „höchste Engpässe“. Schon heute bildeten unbesetzte Stellen in dieser Berufsgruppe 90 Prozent des Fachkräftedefizits. Immens würden Arbeitgeber mit dem Fachkräftemangel in sozialen Berufen konfrontiert seien.

Den Unternehmerinnen und Unternehmern schrieb Risch ins Stammbuch, die Attraktivität für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sowie Schulabsolventen weiter zu steigern. Die Perspektive der Arbeitskräfte von morgen spiegelten denn auch vier Schülerinnen und Schüler der Wirtschaftsschulen des Kreises Steinfurt im Gespräch mit Pfarrer Edgar Wehmeier wider. Wehmeier leitet im Evangelischen Kirchenkreis Steinfurt-Coesfeld-Borken den Synodalen Ausschuss für gesellschaftliche Verantwortung und zählte neben Prof. Dr. Otto Strecker und Presbyter Dr. Thomas Neunert zu den Organisatoren des Abends. Gemeinsam mit Hartmut Töter, Vorsitzender von Initiative e.V., führte der Theologe durch den anregenden Nachmittag.

Weitere Gesprächspartner bildeten in kurzweiligen Interviews Kerstin Weßling vom Kreis Steinfurt, die vom Kreisentwicklungsprozess berichtete, sowie Martin Haas, Inhaber einer Bäckereikette aus Minden mit über 250 Mitarbeitenden. Haas erklärte, er erfahre beim Anwerben von Arbeitskräften insbesondere in Rumänien kaum Unterstützung. Immer wieder seien engagierte Arbeitnehmer in den EU-Staat allerdings bereit, rund 2.000 Kilometer von ihrer Heimat entfernt zu arbeiten. „Allerdings kostet das Nerven“, räumte Haas ein. „Die Arbeitnehmer aus Rumänien müssen Deutsch lernen, und ich muss meine Führungskräfte für die Zusammenarbeit mit ihnen begeistern.“ Ein gerechter Lohn für alle Arbeitnehmer spiele eine weitere, tragende Rolle, so der Bäckermeister weiter. Mit Dagmar zur Nedden kam außerdem eine Familienunternehmerin aus dem niedersächsischen Melle zu Wort, die in den Westland Gummiwerken seit Jahrzehnten bereits ein christliches Unternehmerbild lebe.

In jedem Falle regte die erste christliche Unternehmerbegegnung im Münsterland von Initiative e.V. und der Evangelischen Kirche zahlreiche Diskussionen und Gespräche an. Die Initiatoren hoffen auf ein baldiges Wiedersehen. Weitere Informationen zum Unternehmerverband Initiative e.V. gibt es im Internet:

www.initiative-europa.de