Kirchenkreis Steinfurt Coesfeld Borken

Leidenschaftlicher Appell für Respekt und Toleranz

Friedenskämpferin Sumaya Farhat-Naser berichtete über die Situation der Palästinenser in Israel

Sumaya Farhat-Naser (Foto: Elvira Meisel-Kemper).

Zu den wieder aufgeflammten gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Israelis und Palästinensern in Israel lieferte die engagierte Friedenskämpferin und christliche Palästinenserin Sumaya Farhat-Naser in ihrem Online-Vortrag viele Hinweise über die Gründe für diese neue Eskalation am Ende des muslimischen Ramadan-Monats. Sie war aus ihrer Wohnung in Birzeit bei Ramallah zugeschaltet. Dem Zoom-Vortrag, den die Bildungsreferentin des Evangelischen Kirchenkreises Steinfurt-Coesfeld-Borken, Dr. Esther Brünenberg-Bußwolder, in Kooperation mit Franz-Josef Plesker vom Katholischen Bildungswerk Borken ermöglicht hatte, folgten über 70 Teilnehmer*innen und Wegbegleiter*innen aus Österreich, der Schweiz, Belgien und aus dem gesamten Bundesgebiet. Auch Brünenberg-Bußwolder ist mit Farhat-Naser seit über 20 Jahren befreundet, während Franz-Josef Plesker als Leiter des Katholischen Bildungswerks zum ersten Mal Kontakt zur Friedenskämpferin hatte. „Ich habe schon etliche Studienreisen ins Heilige Land unternommen und auch Anschläge miterlebt. Frieden ist die einzige Option dagegen“, so Plesker.

Genau das lebt die heute 73-jährige Farhat-Naser seit Jahrzehnten. „Palästina und unsere Sorgen sind in den Hintergrund getreten. Es geht um Macht, um Beherrschung. Viele verzweifeln, aber wir dürfen nicht verzweifeln“, so Farhat-Naser. Donald Trump habe als Präsident die Macht der Israelis über die Palästinenser gestärkt. „Trump hat viel kaputt gemacht. Leider steht Israel bei der neuen Regierung nicht auf der Prioritätsliste der USA“, kritisierte Farhat-Naser. 

Noch würden Israelis und Palästinenser in Ost-Jerusalem nebeneinander leben. Viele Palästinenser*innen sind schon aus ihren Häusern vertrieben worden. „Die Israelis haben in ihren Häusern ein zentrales Wassersystem, die Palästinenser nicht. Sie haben Wassertanks auf den Dächern. Viele palästinensische Kinder waren schon im Gefängnis. Sie dürfen nicht das Haus verlassen und nicht zur Schule gehen. Die Mütter sind die Vollzieher der israelischen Unterdrückung“, so Farhat-Naser. Genau da setzt ihre Friedensarbeit mit Müttern und Kindern ihrer Landsleute an, die sie mit acht weiteren Frauen leistet: „Wir verhindern, dass Wut und Zorn entstehen. Das ist unsere Basisarbeit.“ Auch gegen die zunehmende Frühverheiratung von Mädchen und die Zunahme der Ehrenmorde arbeite sie in ihren Reihen an.

Israel boykottierten freie Wahlen für Palästinenser. Auch von ihrem Präsidenten sei keine Hilfe zu erwarten. Israel verhindere außerdem, dass die Palästinenser gegen Corona geimpft werden können. „Lieber verschenken sie den Impfstoff, als ihn an uns zu geben“, so Farhat-Naser. 

„Wir brauchen Hilfe von draußen. Auch Deutschland macht nur das, was Israel will. Wir brauchen Demokratie und Gleichberechtigung für alle. Wir sind in unserer Existenz bedroht. Wir brauchen gegenseitigen Respekt und Akzeptanz, denn jeder Mensch wird mit einem wunderbaren Kern geboren“, schickte Farhat-Naser einen bewegenden Appell hinterher.  

Elvira Meisel-Kemper