Kirchenkreis Steinfurt Coesfeld Borken Pressemitteilung

Evangelische Kirche erweitert ihr Familienbild

In Bocholt kommen rund 100 Vertreter der Evangelischen Kirche zur Sommersynode zusammen – Kirchenparlament diskutiert zukünftige Finanzverteilung.

Verwaltungsleiterin Angelika Starke (v.li.) neben Synodalassessor Ulf Schlien, Kita-Beauftragte Christa Liedtke, Superintendent Joachim Anicker und Annette Dellwig, Referentin für Familienbildung im Evangelischen Kirchenkreis.

Mit einem Gottesdienst, gestaltet von Axel gehrmann, Christian Wahl und Jürgen Saget, startete die Synode in Bocholt.

Referent Dr. Remi Stork führte die Synodalen in die Hauptvorlage "Familien heute" der Landeskirche ein.

Die Evangelische Kirche im Westmünsterland setzt sich für ein erweitertes, offeneres Verständnis von Familie in Kirche und Gesellschaft ein. Dafür votierten am Mittwoch, 19. Juni, rund 100 Vertreterinnen und Vertreter aus Kirchengemeinden und kreiskirchlichen Diensten und Werken während der Sommersynode des Evangelischen Kirchenkreises Steinfurt-Coesfeld-Borken. Im Dietrich-Bonhoeffer-Haus in Bocholt reagierten die Synodalen damit auf ein sich wandelndes Familienbild. „Die Realität vieler Menschen hat die Vorstellung von der ‚heilen Familie‘, bestehend aus Vater, Mutter und Kind, vielerorts überholt“, sagte Superintendent Joachim Anicker. Menschen übernähmen heute in unterschiedlichsten Formen – alleinerziehend, in Lebensgemeinschaften oder als Singles – generationenübergreifend Verantwortung füreinander. Diesem Wandel müsse auch Kirche Rechnung tragen. Mit Blick auf Familie sprach sich das Kirchenparlament zudem für einen Konfessionen übergreifenden Zugang zum kirchlichen Patenamt aus. Das so genannte Kirchenparlament, bestehend aus Pfarrerinnen und Pfarrern sowie ehrenamtlichen Gemeindevertretern und Mitarbeitenden, bildet in der presbyterial-synodal verfassten Evangelischen Kirche das höchste Leitungsgremium und repräsentiert von Gronau bis Dülmen, von Bocholt bis Emsdetten über 86.000 evangelische Christen.

„Als evangelische Kirche sehen wir Familie heute da, wo Menschen dauerhaft und generationenübergreifend persönlich füreinander einstehen und Verantwortung übernehmen“, erläuterte Anicker das veränderte Familienbild. „Manche Angebote für Kinder und Jugendliche am Wochenende scheitern mitunter, weil Kinder aus Scheidungsfamilien zu ihrem Vater oder ihrer Mutter reisen“, berichtete der leitende Theologe des Evangelischen Kirchenkreises Steinfurt-Coesfeld-Borken. Um ein zukunftsfähiges Familienbild für die Angebote von Kirchengemeinden oder kreiskirchlichen Diensten zu erarbeiten, richtete die Synode eine Arbeitsgruppe ein. Bis 2014 feilen Haupt- und Ehrenamtliche an einem neuen, kirchlichen Verständnis von Familie. Die Diskussion in Bocholt geht auf das Impulspapier „Familien heute“ der Evangelischen Kirche von Westfalen (EKvW) zurück.

Synodale plädieren in Bocholt für eine Öffnung des kirchlichen Patenamtes

Eng verbunden mit dem Familienbegriff ist die Forderung der Kreissynode, das kirchliche Patenamt in der Evangelischen Kirche für Christen anderer Konfessionen zu öffnen. Mit ihrem Entschluss richtet sich das Kirchenparlament an die Evangelische Kirche von Westfalen (EKvW), die geltende Kirchenordnung zu ändern. Auf der Grundlage eines gemeinsamen Taufverständnisses stünde das evangelische Patenamt somit auch katholischen Christen offen. Mit großer Mehrheit forderte das Kirchenparlament die westfälische Landeskirche zudem auf, sich entschieden für den Erhalt der Lebens- und Familienberatung in den Kreisen Borken, Steinfurt und Coesfeld einzusetzen. Auf diese Weise könne die professionelle Begleitung von Menschen in der Ehe-, Familien- und Lebensberatung sichergestellt werden. 

Des Weiteren votierte die Synode einstimmig für eine Partnerschaft des Kirchenkreises mit der Evangelischen-Lutherischen Kirche in Simbabwe. Die Synodalen einigten sich im Rahmen der mittelfristigen Finanzplanung von 2014 bis 2017 auf einen bis 2015 währenden Diskussionsprozess um ein neues Kirchbild und die damit einhergehende Finanzierungsfrage. Bis dahin halten Kirchenkreis (32 Prozent) und Kirchengemeinden (68 Prozent) an der bisherigen Verteilung von Kirchensteuermitteln fest. Auf den Weg brachte das Kirchenparlament überdies eine Arbeitsgruppe, die bis 2014 Standards für einen ökologischen und sozialen Einkauf in Kirchengemeinden und Kirchenkreis erarbeiten soll. 

In der Christuskirche an der Münsterstraße hatten die Teilnehmenden der Kreissynode am Mittwochmorgen die Tagung mit einem Gottesdienst eröffnet. Anschließend sprachen Bocholts Bürgermeister Peter Nebelo, Propst Josef Leenders von der Katholischen Kirche im Kreis Borken, sowie Superintendent André Ost vom Evangelischen Kirchenkreis Tecklenburg Grußworte vor der kreiskirchlichen Versammlung. Die nächste Synode im Evangelischen Kirchenkreis kommt am Samstag, 16. November, in Steinfurt-Borghorst zusammen.