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75 Jahre eine Hilfe für Frauen

In Ochtrup ehrte die Evangelische Frauenhilfe Aenne de Jager für 75 Jahre Mitgliedschaft – wechselvolle Geschichte der Frauenhilfe erlebt.

Aenne de Jager mit ihrer Auszeichnung der Evangelischen Frauenhilfe für ihre 75-jährige Mitgliedschaft (Foto: Dr. Katrin Kuhn)

Die Evangelische Frauenhilfe Ochtrup steckte noch in den Kinderschuhen, als Aenne de Jager ihr im Jahre 1938 beitrat: Erst drei Jahre zuvor hatte sie der damalige Gemeindepfarrer Rudolf Patt ins Leben gerufen. So blickt die heute 96-Jährige auf die nahezu gesamte, lange und bewegte Geschichte der Ochtruper Frauenhilfe zurück: Durch mehr als sieben Jahrzehnte hindurch sind sie beide miteinander gewachsen und gereift. „Sie ist meine geistliche Heimat geworden“, resümiert de Jager, die jetzt für ihre außergewöhnlich – in der westfälischen Landeskirche einzigartig – lange aktive Mitgliedschaft von über 75 Jahren mit einer Urkunde vom Landesverband Soest geehrt wurde.

„Direkt nach meiner Heirat trat ich als junge Frau der Ochtruper Frauenhilfe bei“, erzählt sie. „Das war damals ganz üblich.“ Womit auch das Durchschnittsalter der Mitglieder deutlich niedriger war als heute. Gemeinsames Gebet, geistliche Lektüre und Andacht standen zunächst im Mittelpunkt der regelmäßigen Abendtreffen. „Aber auch schon vor dem Krieg machten wir hin und wieder gemeinsame Ausflüge“, erinnert sich die vitale Seniorin. Gleichwohl waren größere Unternehmungen wie auch Vorträge von externen Referenten, wie sie heute regelmäßig auf der Tagesordnung der Frauenhilfe stehen, damals eher die Ausnahme. „Meistens blieben wir unter uns. Beschäftigungen während unseres geselligen Beisammenseins waren vor allem Handarbeiten - in den schweren Kriegs- und Nachkriegsjahren immer auch für Bedürftige.“

An die Kriegsjahre hat de Jager besonders lebhafte Erinnerungen. „Wir durften als Verein offiziell gar nicht mehr zusammen kommen. In der Zeit trafen wir uns dann „rein privat“ in Pastor Patts Wohnung und besprachen die Geschehnisse. Weitergemacht haben wir, solange es eben ging.“ 1945 erwachte die Frauenhilfe zu neuem Leben – nicht zuletzt dank der zahlreich hinzugekommenen Gemeindemitglieder aus Schlesien, Pommern und Ostpreußen. „Mit einem Mal waren wir ein richtig großer Kreis.“

Über all die Jahre wirkte Aenne de Jager aktiv in der Frauenhilfe mit, las Geschichten, trug Gedichte vor und ist bei den vierzehntägigen Treffen stets mit von der Partie – bis zum heutigen Tag. Der geistliche Impuls und das gemeinschaftliche Gebet am Anfang und Ende der Gruppenstunde sind ihr seit jeher wichtig. „Glauben bewahren und Glauben leben“, so lautet ihr persönlicher Leitsatz zum besonderen Wert der Evangelischen Frauenhilfe im Wandel der Zeit. 

Text: Dr. Katrin Kuhn