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Evangelische Kirchengemeinde Borken gibt Kirche und Pfarrhaus auf

Weichenstellung für die Zukunft

v.l. Pfarrer Ralf Groß und Kirchmeister Manfred Gant. Foto: Kirchenkreis / Knorr

v.l. Pfarrer Ralf Groß und Kirchmeister Manfred Gant. Foto: Kirchenkreis / Knorr

Die Evangelische Kirchengemeinde Borken hat eine weitreichende Entscheidung getroffen: Das Presbyterium hat beschlossen, die Kirche sowie das Pfarrhaus aufzugeben und zu veräußern. Hintergrund sind die sich seit Jahren verschärfenden finanziellen Rahmenbedingungen. Die Gemeindemitglieder wurden auf einer Gemeindeversammlung am 13. Juni über die Entscheidung informiert.

„Wenn wir noch länger warten, sind wir nächstes Jahr in der Haushaltssicherung“, macht Manfred Gant deutlich, der als Kirchmeister für die Finanzen und Gebäude der Gemeinde verantwortlich ist. Die Unterhaltung der Gebäude sei auf Dauer nicht mehr tragbar. Wie in vielen evangelischen Gemeinden in Westfalen sind auch in Borken die Folgen des demografischen Wandels und der Distanzierung der Menschen zur Kirche spürbar. Die Kirchengemeinde verliert jährlich zwischen 2 und 3% ihrer Mitglieder – mit unmittelbaren Auswirkungen auf die Kirchensteuereinnahmen. Zudem sind Kirchengemeinden seit einigen Jahren verpflichtet, eine Substanzerhaltungsrücklage für ihre Gebäude zu bilden – also finanzielle Reserven für Instandhaltung und Sanierung. Diese Rückstellungen belasten die Haushalte zusätzlich, so Gant.

Ein Verkauf von Kirche und Pfarrhaus an die Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde Borken wird derzeit konkret verhandelt. Pfarrer Ralf Groß betont: „Die Freikirchliche Gemeinde hat ernsthaftes Interesse, beide Gebäude zu kaufen. Es wird allerdings noch ein paar Monate dauern, bis alles ausgehandelt und geklärt sind.“ Wichtig ist: Die Gebäude werden verkauft, die Grundstücke bleiben im Besitz der Kirchengemeinde und werden nach dem Erbbaurecht verpachtet.

Dass die Gebäude durch den möglichen Kauf der Freikirchlichen Gemeinde nicht abgerissen oder umgenutzt sondern als Kirche auch künftig für sakrale Zwecke genutzt werden könnten, ist für die evangelische Gemeinde ein erfreulicher Aspekt. „Es ist die beste aller Möglichkeiten“ betont Groß. Zudem bestehe zwischen beiden Gemeinden seit Jahrzehnten ein guter Kontakt. „Durch den Verkauf der beiden Gebäude und die Tatsache, dass wir uns dann in direkter Nachbarschaft befinden, besteht auch die Chance, mehr miteinander zu machen als vorher“, ergänzt Groß.

Für das Gemeindeleben bedeutet die Aufgabe der Gebäude keinen Stillstand, sondern einen Neuanfang. Gottesdienste werden künftig im benachbarten Katharina-von-Bora-Gemeindehaus gefeiert – ein Ort, der sich bereits in der Winterzeit oder bei besonderen Anlässen wie Pfingsten bewährt hat. Für größere Gottesdienste wie Konfirmationen oder Weihnachten könnte weiterhin die Martin-Luther-Kirche zur Verfügung stehen.

„Auch eine Kirche ist nicht für die Ewigkeit gebaut – das war eine schmerzliche Erkenntnis“, sagt Pfarrer Groß. „Es ist ein sehr emotionaler Prozess für die Gemeinde aber auch eine Chance zu neuem geistlichen Aufbruch.“

Die Entscheidung in Borken steht nicht allein: In den vergangenen Jahren wurden bereits an mehreren Orten im Kirchenkreis kirchliche Gebäude aufgegeben – unter anderem in Coesfeld, Vreden und Burlo. Auch in Nottuln, Laer, Weseke und Gronau-Epe ist der Verkauf von Kirchgebäuden geplant.