Täuferkönig Jan van Leiden mit Gefolge in Münster

Die Illustration zeigt den sogenannten Täuferkönig Jan van Leiden zu Pferde mit seiner Anhängerschaft in Münster. Als Symbole des neuen „Gottesreiches“ werden Zepter, Krone und Bibel vor ihm her getragen.

In den vorderen Reihen seiner Gefolgschaft sind auffallend viele weibliche Personen abgebildet.  Das ist nicht nur ein  möglicher Hinweis darauf,  dass es in Münster zahlreiche überzeugte Täuferinnen gab, die bereit waren, sich öffentlich für ihren Glauben einzusetzen.

Mehrehe im Täuferreich

Die dargestellten Frauen hinter Jan van Leiden sind zugleich als Andeutung an die Mehrehe für Männer zu verstehen, die unter dem Täuferkönig im Juli 1534 eingeführt wurde.
Er selbst hatte innerhalb kurzer Zeit nicht weniger als 16 Ehefrauen um sich versammelt. Es ist bekannt, dass er bei seinen öffentlichen Auftritten Wert auf die Anwesenheit seiner Ehefrauen in der Gefolgschaft legte.

„Königlich“ oder „ungehorsam“: der Hofstaat Jan van Leidens

Im Einzelnen weiß man kaum etwas von ihnen – mit Ausnahme von zwei Frauen. Die eine ist Diewer van Haarlem, die Witwe des Propheten und Urhebers der Taufbewegung Jan Matthijs, die Jan van Leiden nach dessen Tod sozusagen mit „übernahm“. Sie ist die einzige, die den Titel der Königin erhielt und offenbar äußerst prunkvolle Auftritte an seiner Seite hatte.

Eine weitere Frau, die in der Überlieferung eine Rolle spielt, ist Elisabeth Wandscherer, die sich ihrem Ehemann Jan van Leiden widersetzt haben und deshalb eigenhändig von ihm hingerichtet worden sein soll. Nicht zuletzt deshalb ranken sich viele, teils sehr romantisierende Anekdoten um ihre Person.  Die Darstellung, sie habe den Täuferkönig kritisiert, weil er mit seinem Hofstaat in Prunk lebe, während das Volk im belagerten Münster Hunger litt, ihm sogar in symbolischer Geste  ihren Schmuck zurückgegeben habe, ist nicht sicher überliefert. Jan van Leiden selbst bezeichnet ihr vermeintliches Vergehen im späteren Verhör schlicht als „Ungehorsam“.

Literatur:

Rita Kauder-Steiniger, Täuferinnen – Opfer oder Heldinnen? Spurensuche nach den Frauen in Münster während der Reformation und der Täuferherrschaft. In: Barbara Rommé (Hg.): Das Königreich der Täufer in Münster - Neue Perspektiven. Berlin etc. 2003