Die Täuferbewegung

Die Täuferbewegung, die sich in den Turbulenzen religiöser und sozialer Umbrüche im 16. Jahrhundert bildete, zeichnet sich in der Suche nach neuen Glaubens- und Lebensformen durch besondere Radikalität aus.

Beim Blick auf die westfälischen Täuferschaft drängt sich schnell das spektakuläre, aber keinesfalls repräsentative anderthalbjährige „Täuferreich“ von Münster in den Fokus. Hier kam es für die Frauen zu aufgrund der 1534 eingeführten Vielfrauenehe einer besonderen Situation. „Täuferkönig“ Jan van Leiden selbst hatte innerhalb kurzer Zeit 16 Ehefrauen, die eine Art Hofstaat bildeten.

Um den überzeugten Täuferinnen näher auf die Spur kommen, muss sich der Blick jedoch auch auf die lebendigen Bewegungen außerhalb des „Münsterander Rampenlichts“ richten.

Die täuferischen Lehren stießen gerade auch bei der weiblichen Anhängerschaft auf bemerkenswerte Resonanz. Ihre außergewöhnliche Anziehungskraft auf Frauen lag zweifellos darin, dass die Erwachsenentaufe auf einer aktiven Entscheidung fußte. Dieser freie, selbstbewusste Schritt lässt sich insofern als ein bislang ungekannter emanzipatorischer Akt werten.
In ihren religiösen Bestrebungen fanden Frauen erstmals eine persönliche und unmittelbare Nähe zu Gott. Täufergemeinschaften boten ihnen darüber hinaus neue Möglichkeiten, sich aktiv zu engagieren. Nicht wenige fanden dabei den Märtyrertod.

Aus dem Niedergang der westfälischen Täuferbewegung gingen um die Mitte des 16. Jahrhunderts neue Strömungen hervor. Eine davon ist die der Mennoniten, deren Name auf den niederländischen Reformator Menno Simons zurückgeht. Der Gedanke der Erwachsenentaufe lebt bis heute bei ihnen fort.