Kirchenkreis Steinfurt Coesfeld Borken

Weihnachten – eine aktuelle Heilungsgeschichte für die Welt

Superintendent Joachim Anicker zum Weihnachtsfest 2010

Steinfurt-Coesfeld-Borken – Weil Gott als Säugling zur Welt kam, könnten die Menschen die Angst vor ihm verlieren und ihm nahe kommen, sodass Gott ihre Furcht und Not heilen könne. Das sei in beängstigenden Zeiten von Klimawandel, entfesselten Kapitalmärkten, Flüchtlingsströmen und unglaublicher Armut in weiten Teilen der Welt noch immer Gottes geheimnisvoller Weg zu den Menschen, macht Superintendent Joachim Anicker in seiner diesjährigen Weihnachtsbotschaft deutlich. Er predigt am 2. Weihnachtsfeiertag, 26. Dezember, um 9 Uhr in Metelen und um 10.15 Uhr in Ochtrup.

„Dass Gott Mensch wurde und an einem bestimmten Tag dieser Weltgeschichte als Säugling in einer Krippe lag in einem bis dahin unbekannten Winkel dieser Erde – das bleibt für immer ein Geheimnis“, so der leitende Theologe des Evangelischen Kirchenkreises Steinfurt-Coesfeld-Borken. „Da kann man sich nur kopfschüttelnd abwenden oder anbetend die Knie beugen wie die Hirten in der Heiligen Nacht.“ Die Welt stehe bis heute vor diesem Geheimnis. Ein Geheimnis stehen zu lassen, fiele den Menschen aber schwer, da die Welt keinen Platz für Geheimnisse habe, sondern allein an Vernunft und Wissen glaube. Sogar die Entstehung des Lebens sei heute kein Geheimnis mehr. Die Erforschung der Teilung bzw. Vereinigung von Zellen sei weit vorangeschritten. So zeige die Diskussion um die vorgeburtliche Diagnostik aber auch das Dilemma, in das man durch ein enträtseltes Geheimnisses komme. Die Verantwortung wachse „ins Unermessliche“: „Auf einmal müssen Eltern entscheiden, ob ein Mensch mit gewissen Abweichungen von einer behaupteten Norm leben darf. Sie müssen sich zwischen der Aussicht auf eine mögliche Behinderung ihres Kindes und einer Verhinderung seines Lebens entscheiden.“ Da komme die menschliche Vernunft oft an ihre Grenzen. „Sie kann keinen Menschen glücklich machen, hilft nicht, den Sinn im Leben zu finden, verhindert nicht, dass Ehen zerbrechen, dass Krankheiten uns erschüttern und dass aus einer Antwort zehn neue Fragen entstehen.“

Weiter macht Anicker deutlich, dass Kirche, Politik und Gesellschaft derzeit vor großen Aufgaben stehen, die sie nicht alleine lösen können. Das Zerbrochene und Gescheiterte des eigenen Lebens sei jedoch erträglich, weil Gott an Weihnachten den Menschen zuliebe selbst schwach und zerbrechlich geworden sei: „Wenn wir es schaffen würden, dem Kind unser Herz auszuschütten, ihm unsere Sorgen um uns selbst und um andere, unsere Trauer über ungelebtes Leben, unsere Kälte und was sonst uns quält, zu sagen und vor die Füße zu legen, dann ist Gott bei uns angekommen.“ Die Geburt eines Kindes – eine Heilungsgeschichte für die Welt: Dann würde vielleicht manche Träne fließen, so Anicker, aber dann werde Weihnachten für jeden einzelnen, dann könne Heilung beginnen.