Kirchenkreis Steinfurt Coesfeld Borken Pressemitteilung

"Wir sind sehr traurig"

Reformationsfest in Tecklenburg von schwerem Unglück überschattet

Foto: Bertold Fernkorn

Das Reformationsfest der drei Evangelischen Kirchenkreise Tecklenburg, Steinfurt-Coesfeld-Borken und Münster auf der Freilichtbühne Tecklenburg wurde von einem schweren Unfall überschattet. Ein Shuttlebus, der 77 Gäste sicher zum Veranstaltungsort bringen sollte, verunglückte zwischen Ledde und Tecklenburg und stürzte um. Eine Frau starb, 21 Menschen wurden verletzt.

Die Nachricht von dem Unglück erreichte die Organisatoren während des Gottesdienstes auf der Freilichtbühne. 2.400 Gäste hatten den Weg nach Tecklenburg gefunden, um gemeinsam unter dem Motto „Einfach frei im Münsterland“ 500 Jahre Reformation zu feiern. Nach der Predigt von Dr. Eckart von Hirschhausen informierte der Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Tecklenburg, André Ost, die Gottesdienstgemeinde über den Vorfall. Joachim Anicker, Superintendent des Kirchenkreises Steinfurt-Coesfeld-Borken, lud zu einem gemeinsamen Gebet für die Opfer und Angehörigen ein.
Zusammen mit Assessor Uwe Völkel (Kirchenkreis Münster) besuchten die Superintendenten anschließend die Betroffenen in der Hauptschule in Tecklenburg, wo diese medizinisch versorgt und durch Notfallseelsorger betreut wurden, und fuhren zur Unfallstelle. „Wir sind sehr traurig“ so Ost auf der Pressekonferenz am Nachmittag. „Wir können jetzt nur das tun, was wir als Christen tun können: Die betroffenen Menschen Gott anbefehlen und denen Kraft wünschen, die ihnen helfen“, fügte Anicker hinzu.

Das Kabarett Funke & Rüther wurde auf Grund der Ereignisse abgesagt, die Uraufführung des Musical-Oratoriums „Bruder Martin“ später am Nachmittag fand statt. Zuvor luden Uwe Völkel und Joachim Anicker zu einer Andacht ein. „Wir leben auf dünnem Eis – der Busunfall hat uns bewegt und erschüttert“, so Anicker. Uwe Völkel sprach in einem Moment der Stille ein Gebet für die Opfer und Angehörigen.

Trotz der Ereignisse hörten die Zuschauer eine gelungene Uraufführung des Musical-Oratoriums aus der Feder von Thomas Gabriel und Eugen Eckert. Die rund 300 Sängerinnen und Sänger, die in verschiedenen Chören im Westmünsterland aktiv sind, überbrachten mit Freude und Begeisterung die Botschaft des Stücks. Stimmgewaltig wurde, unterstützt von professionellen Sängerinnen und Sängern, in sieben Bildern die Reformation dargestellt und das Leben des Reformators Martin Luther nachgezeichnet. Kreiskantor Martin Ufermann dirigierte die Sänger und Musiker mit Energie und Leidenschaft. „Die Reformation war eine singende Bewegung“ so Ufermann. „Das Singen wurde zum Markenzeichen der Protestanten.“

Der Gottesdienst, der am Morgen den Auftakt der Veranstaltung bildete, war vom Thema „Freiheit“ getragen. „Was verstehen wir heute darunter, wenn wir sagen, dass wir in Freiheit leben?“, leitete Superintendent André Ost ein. Und Assessor Uwe Völkel fügte hinzu „Freiheit gilt als etwas Erstrebenswertes, als ein hohes Gut. Freiheit ist aber auch zerbrechlich. Sie fordert unseren Einsatz. Wer frei ist, ist auch angreifbar. Freiheit kann auch anstrengend sein.“
Kabarettist und Moderator Dr. Eckart von Hirschhausen, der sich in diesem Jahr auch als Reformationsbotschafter engagiert, griff das Thema in seiner Predigt auf und fragte: „Was ist aus der befreienden Botschaft Jesu geworden, was bedeutet uns diese 500 Jahre später?“ Luthers Botschaft „Vertraue auf Gott. Du darfst selbstständig handeln. Du bist frei“ sei heute wie damals gültig. Der Mensch denke oft, so von Hirschhausen, er müsse etwas leisten, um Gott zu gefallen, doch „Gott können wir nicht bestechen. Er schuldet uns keinen Platz im Himmel“.
Der Kabarettist nutzte die Gelegenheit, um eine Woche vor der Bundestagswahl die Anwesenden aufzufordern, von ihrem Wahlrecht Gebrauch zu machen, denn Demokratie sei zwar manchmal „anstrengend und nervig“ aber immer noch „die beste Staatsform, die wir in den letzten 1.000 Jahren hatten“.