„Pfingsten ist das Fest der Kirche, das für viele Menschen am wenigsten greifbar ist“, erläutert Joachim Anicker, Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Steinfurt-Coesfeld-Borken. Aber genau so sei das Fest richtig verstanden. „Das Fest der Ausgießung des Heiligen Geistes sagt gerade aus, dass der Gott der Bibel nicht greifbar ist. Er erscheint nicht nur als Mensch in seinem Sohn Jesus Christus, er wird auch als Geistkraft erfahrbar, der Menschen beflügelt.“ Daher spreche die christliche Theologie von der Dreieinigkeit als den drei Erscheinungsweisen Gottes als Vater, Sohn und Heiliger Geist.

Die biblischen Berichte schildern nach Jesu Tod, Auferstehung und Himmelfahrt die Entstehung einer neuen Gemeinschaft unter den Jüngern. „Sie wurden alle erfüllt von dem Heiligen Geist und fingen an, zu predigen in anderen Sprachen“, heißt es dazu in der Apostelgeschichte.

Pfingsten sei eigentlich ein aufregendes Fest, so Anicker, denn es künde von etwas unerhört Neuem, von einer neuen Gemeinschaft von Menschen, in der Sprachgrenzen und Unterschiede in Kultur und Herkommen ihren trennenden Charakter verlieren: „In diesem Geist verstehen sich Menschen plötzlich mit anderen, von denen sie vorher überzeugt waren: Die kennen wir nicht, die gehören nicht zu uns.“

Das Wunder von Pfingsten sei die Erfahrung: Gottes Energie kann Menschen ergreifen und bewegen, damit sie Wege zueinander finden. „Was wäre ein Fest, das die Gemeinschaft aller Menschen feiert, ohne die Teilnahme von Menschen aus anderen Ländern, die mit anderen Sprachen, Bräuchen und religiösen Ansichten mitten unter uns leben?“ fragt Anicker. Er verstehe Pfingsten als Ermutigung aus der Mitte des christlichen Glaubens heraus, sich für ein friedliches und weltoffenes Miteinander in der Gesellschaft einzusetzen.

Pfingsten ist mit Aufbrüchen und Weite verbunden – da ist es naheliegend, dass viele Kirchengemeinden ihre Gottesdienste nach draußen verlegen und Menschen die freien Tage für Ausflüge ins Freie nutzen.

Zum Thema Pfingsten: Happy Birthday, Kirche - Ein Dossier der Evangelischen Kirche von Westfalen