Kirchenkreis Steinfurt Coesfeld Borken Pressemitteilung

Dem Roboter im OP auf der Spur

Pfarrkonferenz des Evangelischen Kirchenkreises besucht European Robotic Institute am St. Antonius-Hospital Gronau – „da Vinci®“-System live erlebt.

Foto: St. Antonius-Hospital

Foto: St. Antonius-Hospital

Der Patient liegt auf dem Operationstisch, die Instrumente sind desinfiziert und liegen bereit. Für den Mediziner Dr. Jörn Witt eine alltägliche Situation, bevor sein Assistent den ersten Schnitt mit dem Skalpell ansetzt. Dabei beobachtet der Chefarzt der Urologie im St. Antonius Hospitals in Gronau den Eingriff drei Meter abseits des 65-jährigen Patienten an einer Bedien-Konsole. Witt gilt europaweit als ausgewiesener Fachmann für die roboterassistierte Operationstechnik. Die Mitglieder der Pfarrkonferenz im Evangelischen Kirchenkreis Steinfurt-Coesfeld-Borken blickten jetzt während des medizinischen Eingriffs dank Video-Liveschaltung dem Operateur quasi über die Schulter.

„Seelsorge und Beratung sollten stets auf der Höhe ihrer Zeit Menschen begleiten“, meint Superintendent Joachim Anicker. Deswegen gehe die Pfarrkonferenz des Evangelischen Kirchenkreises, die Runde der evangelischen Theologinnen und Theologen im westlichen Münsterland, regelmäßig in die Welt hinaus. Nach einem Besuch des Düsseldorfer Landtages oder einer geschlossenen forensischen Klinik besuchten die Pfarrerinnen und Pfarrer jetzt das European Robotic Institute am St. Antonius-Hospital. In Gronau erlebten die Theologinnen und Theologen während einer Prostata-Operation das sogenannte „da Vinci®“-System via Bildschirm-Übertragung im Live-Einsatz. Das in Gronau ansässige Center for Robotic Medicine Germany (CRMG) ist das europaweit größte klinische Zentrum für die roboterassistierte Operationstechnik.

Der „da Vinci®“-Roboter, im Ursprung eine Entwicklung des US-Militärs, bildet eine technische Verlängerung des Operateurs. An vier Roboterarmen steuert Witt während des Eingriffs eine bewegliche Kamera, ein Skalpell und eine Pinzette. Durch die innovative Technologie ist ein hochpräzises Arbeiten im Unterbauch, aber auch in anderen Körperregionen, möglich. Der Operateur, Assistenten und Anästhesisten sehen das Operationsfeld in extremer Vergrößerung in HD-Qualität. Dadurch können feinste Strukturen, Nerven und Gefäße millimetergenau operiert werden. Das reduziert Nebenwirkungen, bedeutet eine schnellere Genesung und Belastbarkeit nach dem Eingriff, beispielsweise nach einer krebsbedingten Prostata-Entfernung, sowie eine weitaus bessere Erhaltung der Kontinenz und Potenz. Das System setzt dabei die Bewegungen des Operateurs exakt und mikroskopisch genau um und arbeitet nicht, wie der Begriff vermuten lässt, autonom.

Die Theologinnen und Theologen zeigen sich beeindruckt von den Möglichkeiten technikgestützter Operationsmethoden. Dabei eröffnet das St. Antonius-Hospital sowohl Kassen- als auch Privatpatienten Eingriffe mit dem „da Vinci®“-System. Für die Vertreter der Evangelischen Kirche eine wichtige Erkenntnis, schließlich hinterfragen sie auch die ethische Dimension von Hightech-Operationen. „Da tut es gut zu wissen, dass der technische Fortschritt allen offen steht und Risiken für Patienten immens vermindert“, so Superintendent Anicker.

Chefarzt Dr. Witt hatte das „da Vinci®“-System in den USA entdeckt. 2006 brachte er den ersten vierarmigen Roboter in das St. Antonius-Hospital nach Gronau. Mittlerweile operiert ein erfahrenes Team an drei Geräten, ein viertes steht zu Schulungszwecken in Gronau. Ursprünglich hatte das US-Militär das System entwickelt, um Soldaten in Kampfzonen behandeln zu können – ohne Fachmediziner am Ort. Doch entwickelte sich die unzuverlässige Satellitentechnik zur Achillesverse des Projektes. Deshalb steuert der Chirurg in Gronau den fortschrittlichen Roboter direkt aus dem OP. Seit 2006 erfolgten im St. Antonius-Hospital über 10.000 Eingriffe mit dem neuen System.